Unfroh: Katja Pähle, SPD-Spitzenkandidatin in Sachsen-Anhalt, flankiert von der Partei-Doppelspitze Norbert Walter-Borjans und Saskia Esken.
Unfroh: Katja Pähle, SPD-Spitzenkandidatin in Sachsen-Anhalt, flankiert von der Partei-Doppelspitze Norbert Walter-Borjans und Saskia Esken. Foto: imago/Metodi Popow

Rot ist auf der politischen Landkarte Sachsen-Anhalts nicht mehr vorhanden. Weder das Rot der Linken noch der SPD - die beiden Parteien konnten keinen einzigen Wahlkreis für sich gewinnen. Bis auf einen AFD-blauen Fleck rund um Zeitz sind alle anderen 40 schwarz. Bei den Stimmen konnten die beiden roten Parteien nicht einmal ein Fünftel abgreifen, was für den 26. September, den Tag der Bundestagswahl, nichts Gutes erahnen lässt.  

Bei der SPD herrscht tiefer Frust, gepaart mit einer gewissen Bockigkeit.  Co-Parteichefin Saskia Esken machte Corona für die Pleite (8,4 Prozent, minus 2,2, „da können wir nicht zufrieden sein“) verantwortlich: „Es war schwierig, mit den Menschen ins Gespräch zu kommen.“ Als ob das für die CDU (37,1 Prozent, plus 7,3) nicht gegolten hätte.

Da lassen auch die Trost-Blumen die Köpfe hängen: Katja Pähles Landes-SPD fuhr ein mieses Ergebnis ein.
Da lassen auch die Trost-Blumen die Köpfe hängen: Katja Pähles Landes-SPD fuhr ein mieses Ergebnis ein. Foto: AFP/John MacDougall

Norbert Walter-Borjans, die zweite Hälfte der SPD-Spitze, zweifelt daran, ob eine schwarz-rote Koalition, die mit 49 Sitzen haarscharf die absolute Mehrheit im Landtag (97 Abgeordnete) hätte, stabil sein könnte. Ihm ist die CDU-Fraktion zu instabil.

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Janine Wissler, Co-Vorsitzende der Linken, verzweifelte an den Umfragen. Die hätten doch gezeigt, dass von ihrer Partei beackerte Themen wie Gerechtigkeit und Unternehmenssteuern „mehrheitsfähig“ seien, und am Ende das: 11 Prozent, minus 5,3.

Der Gesichtsausdruck spricht Bände: Eva von Angern, Spitzenkandidatin der abgestraften Linken in Sachsen-Anhalt.
Der Gesichtsausdruck spricht Bände: Eva von Angern, Spitzenkandidatin der abgestraften Linken in Sachsen-Anhalt. Foto: dpa/Kay Nietfeld

Als Erklärung kam das, was politische Beobachter nach Wahlpleiten immer wieder zu hören bekommen: „Dann kann man nur feststellen, dass man die Themen offensichtlich nicht so rübergebracht hat, wie man das gerne wollte.“ Im Übrigen wolle man die Themen nicht ändern, mit denen man auch in die Bundestagswahl ziehen werde. Dietmar Bartsch, Fraktionschef im Bundestag, griff zu einer anderen Plattitüde: „Wir müssen unsere Hausaufgaben machen.“ 

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Wahlsieger Reiner Haseloff (CDU) will sich jetzt in aller Ruhe überlegen, wie er weiterregieren will: Schwarz-Rot mit der SPD, in einer schwarz-rot-gelben „Deutschland-Koalition“ mit der SPD und der wieder in den Landtag zurückgekehrten FDP (6,4 Prozent), oder ob er die schwarz-rot-grünen „Kenia-Koalition“ mit SPD und Grünen fortsetzt.

Die Grünen, die sehr bescheiden dazugewonnen hatten (5,9 Prozent, plus 0,7), haben bereits Interesse angemeldet, in der Regierung zu bleiben, allerdings nicht gemeinsam mit der SPD. Bei einer erneuten Kenia-Koalition wären sie das fünfte Rad am Wagen, weil CDU und SPD bereits eine Mehrheit hätten und sie eigentlich nicht gebraucht würden. 

Außen vor bleibt in jedem Fall die AfD (20,8 Prozent, minus 3,5).