Der Osten macht Öko-Strom – und Brandenburg ist ganz vorn
Allerdings holt Niedersachsen mit der Nordsee nebenan noch deutlich mehr Energie aus der Luft.

Klimaschutz, geringere Kosten, weniger Abhängigkeit von Energiequellen aus dem Ausland: Der Anteil der erneuerbaren Energien am deutschen Stromverbrauch soll von zuletzt 42 Prozent bis 2030 auf 80 Prozent steigen. Vor allem auf die Windkraft an Land kommt es beim Abschied von Kohle, Öl und schließlich auch Erdgas an. Nötig ist nach Prognose des Bundeswirtschaftsministeriums eine Verdoppelung der installierten Leistung bis 2030 auf mehr als 100 Gigawatt. Da stellt sich die Frage, wie weit die ostdeutschen Flächenländer beim Umstieg sind.
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Brandenburg, das rechnerisch zwei Drittel seines Stromverbrauchs aus erneuerbarer Energie erzeugt, liegt bei der Windkraft zurzeit im Osten mit rund 3700 Turbinen an der Spitze, die auf 7,8 Gigawatt installierte Leistung kommen. Sachsen-Anhalt hat Windkraftwerke mit insgesamt 5,3 Gigawatt Leistung. In Mecklenburg-Vorpommern sind 1850 Anlagen mit zusammen 3,6 Gigawatt Leistung in Betrieb. Hinzu kommen 231 Windräder in der Ostsee mit 1,1 Gigawatt. In Thüringen sind es gut 1,7 Gigawatt, in Sachsen knapp 1,3 Gigawatt. Bundesweit liegt Niedersachsen bei der an Land erzeugten Windenergie mit 11,4 Gigawatt auf dem ersten Platz.
Der Beitrag der Solarenergie

Neben dem Wind sind Solaranlagen Quelle für sauberen Strom. In Brandenburg sind derzeit Anlagen mit einer Leistung von etwa 4,5 Gigawatt installiert. In Mecklenburg-Vorpommern ist eine Leistung von 2,9 Gigawatt vorhanden. Sachsen erzielt zurzeit 2,6 Gigawatt Leistung aus der Fotovoltaik. In Sachsen-Anhalt lieferten Mitte 2021 mehr als 39.000 Solaranlagen mit einer Leistung von knapp 3,3 Gigawatt erneuerbaren Strom. Im ersten Halbjahr 2021 kamen netto gut 2400 Anlagen hinzu. In Thüringen kommt Strom aus mehr als 37.000 Solaranlagen.
Zukunft von Biogas unsicher

Eine weitere Säule der Ökostromerzeugung ist Biogas. Sein Vorteil: Es können Bedarfsspitzen gedeckt werden. Biogas kann auch Heizenergie liefern. Zuletzt ging es jedoch mit dem Ausbau nicht voran. Für 2021 erwartete der Fachverband Biogas zuletzt bundesweit einen Zuwachs um 60 auf 9692 Anlagen und eine Stromproduktion aus Biogas von 33.200 Gigawattstunden. In mehreren Ländern heißt es, der Weiterbetrieb vieler bestehender Anlagen sei ungewiss. Denn nach und nach fielen sie aus der für 20 Jahre gesetzlich garantierten Einspeisevergütung heraus und würden dadurch oftmals unwirtschaftlich.
Die Ausbauziele der Länder
Mecklenburg-Vorpommern: Rechnerisch soll der gesamte Energiebedarf des Landes für Strom, Wärme und Mobilität bis 2035 aus erneuerbaren Quellen gedeckt werden. Der Windkraft komme dabei eine Schlüsselrolle zu.
Brandenburg: Die Stromproduktion soll ab 2030 zu 100 Prozent, die Wärmeerzeugung bis 2040 zu 80 Prozent aus erneuerbaren Energien bestehen. Die installierte Leistung von Windkraftanlagen soll bis 2040 auf 15 Gigawatt verdoppelt werden.
Sachsen-Anhalt: Die Regierung hat bis 2026 ein Minderungsziel für CO2 festgelegt. Es entspricht 750 Windkraftanlagen mit 4,2-Megawatt oder 9000 Hektar Photovoltaikfläche. Das Land setzt bei Windparkprojekten auch auf verschiedene Kapitalbeteiligungsmodelle, zum Beispiel Genossenschaften, die auch kleine Investitionssummen von Bürgern ermöglichen. Derzeit sind 1,08 Prozent der Landesfläche per Raumordnung für Windräder gesichert.
Sachsen: Das Land hat sich neue Ziele im Energiesektor gesetzt. 2030 sollen rund 65 Prozent des erwarteten Stromverbrauchs aus erneuerbaren Energien kommen. Bislang lag der Anteil der Erneuerbaren bei ungefähr 25 Prozent, der mit Abstand meiste Strom wird aus Braunkohle erzeugt.
Thüringen: Künftig sollen nicht nur die regionalen Planungsgemeinschaften, sondern auch Kommunen Standorte für Windräder ausweisen können. Über das Landesprogramm „Solarinvest“ fördert das Umweltministerium den Bau von Solaranlagen. Ziel sind 100.000 Solaranlagen bis 2025.