Eine Ampulle mit dem neuen Impfstoff Comirnaty von BioNTech/Pfizer in einem Impfzentrum.
Eine Ampulle mit dem neuen Impfstoff Comirnaty von BioNTech/Pfizer in einem Impfzentrum. dpa/Sina Schuldt

Die lange herbeigesehnten angepassten Impfstoffe kommen nach und nach auf den Markt. Bereits seit Wochen gibt es BA.1-Impfstoffe von Biontech/Pfizer und Moderna, doch die Nachfrage ist bescheiden. Einer der Gründe: Diese Variante ist überhaupt nicht auf die derzeit vorherrschende Subvariante Omikron BA.5 abgestimmt, sondern auf die inzwischen kaum noch nachgewiesene Variante BA.1. Experten hatten den Impfstoff dennoch als Booster empfohlen, vor allem für ältere Leute, deren letzte Impfung schon länger zurückliegt. Nun kommt ein Vakzin von Biontech/Pfizer auf den Markt, das exakt auf den derzeit vorherrschenden Subtyp Ba.5 abgestimmt ist. Startet nun der Run auf den Booster? 

Die neue Impfkampagne startet, aber wird sie überhaupt von der Bevölkerung angenommen? Die vorherrschende Auffassung in der Bevölkerung ist, die Variante sei harmlos, selbst einige seriöse Experten vergleichen die schweren Verläufe von Ba.5 angesichts vieler vorheriger Infektionen und der Impfungen inzwischen mit denen einer schweren Grippe. 117 gemeldete Corona-Todesfälle am Freitag, Inzidenzen, die zum Teil wieder die 1000er-Marke überschreiten: Die Pandemie ist noch nicht vorüber, und die Zahlen werden aller Voraussicht nach in den kommenden Wochen deutlich ansteigen.

Neue Corona-Impfstoffe ab kommende Woche in rauen Mengen verfügbar - auf aktuelle Omikron-Variante abgestimmt

Auch dagegen sollen die neuen Wirkstoffe schützen, und die Voraussetzungen könnten kaum besser sein: Ab kommende Woche gibt es einen Impfstoff, der exakt auf die BA.5-Variante abgestimmt wurde, die seit Mitte Juni das Infektionsgeschehen in Deutschland dominiert. Laut Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) steht sie bald in rauen Mengen zur Verfügung: Das Vakzin werde ab Mitte kommender Woche ausgeliefert, sagte Lauterbach am Freitag im Bundesrat. Der bereits seit einigen Wochen verfügbare BA.1-Impfstoff wird bereits ausgeliefert, aber die erhoffte Nachfrage ist bislang ausgeblieben. „Wir haben so viel Impfstoff, dass wir in den nächsten Wochen jeden impfen können, der geimpft werden möchte.“

Der BA.5-Impfstoff war erst am Montag von der Europäischen Arzneimittel-Agentur EMA zugelassen worden. Lauterbach verwies darauf, dass auch der bereits verfügbare BA.1-Impfstoff gut vor den aktuellen Varianten schütze. Offen ist aber bislang, welcher Impfstoff für welche Gruppen empfohlen wird. Die zuständige Pandemie-Impfkommission habe in den vergangenen Tagen zweimal getagt. „Wir werden in der nächsten Woche entsprechende Empfehlungen bekommen.“

Nach Lauterbachs Worten ist noch offen, wie sich die Pandemie in Herbst und Winter entwickeln wird. Für am wahrscheinlichsten halte er ein „mittleres Szenario“ mit „sehr ansteckenden Varianten, die nicht ganz so schwer verlaufen“, sagte er vor der Länderkammer.

Gesundheitsminister Lauterbach: Wir sollten uns nicht an täglich hundert Corona-Tote gewöhnen

Lauterbach verwies zudem darauf, dass noch immer rund hundert Menschen täglich wegen einer Corona-Erkrankung sterben. „Ich möchte nicht, dass wir uns daran gewöhnen.“ Der Bundesgesundheitsminister äußerte sich anlässlich der abschließenden Beratungen des neuen Infektionsschutzgesetzes im Bundesrat. Er verteidigte dabei die neuen Maßnahmen gegen Kritik aus den Ländern.

Der Minister wies insbesondere die Forderung zurück, dass der Bund den Ländern in dem Gesetz genaue Vorgaben dazu machen solle, ab welchen Schwellenwerten bestimmte Maßnahmen greifen sollen. Notwendig sei vielmehr eine „Gesamtschau“ mit verschiedenen Komponenten - etwa die Fallzahlen, die Auslastung der Intensivstationen oder die Virenbelastung. Diese Gesamtschau gehe meistens in eine Richtung. „Damit können wir auch arbeiten“, sagte Lauterbach.

Der Bundesrat stimmte für das neue Gesetz, das bundesweite Maskenpflichten im Fernverkehr sowie in Arztpraxen und Krankenhäusern vorsieht. Die neuen Maßnahmen sollen vom 1. Oktober bis 7. April gelten.