Kandidaten fürs Amt des Premiers

Der Machtkampf in London beginnt: Wer folgt auf Boris Johnson?

Sieben Kandidaten und Kandidatinnen buhlen in der Konservativen Tory-Partei um Stimmen.

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Boris Johnson, hier mit Ehefrau Carrie, tritt als britischer Premier ab.
Boris Johnson, hier mit Ehefrau Carrie, tritt als britischer Premier ab.imago/i-Images

Schon lange vor Boris Johnsons Rückzug als Chef der Konservativen Partei und auf Raten auch als Premierminister kursierten Gerüchte über mögliche Nachfolger in London. Mit dem Aus des 58-Jährigen beginnt nun der Auswahlprozess für den nächsten Amtsinhaber oder nächste Amtsinhaberin – den oder die vierte in nur sechs Jahren. Dafür reichen mehrere konservative Abgeordnete ihre Kandidatur ein. Die Tory-Fraktion wählt dann solange, bis noch zwei Bewerber im Rennen sind. In jeder Runde scheidet der Letztplatzierte aus. Schließlich entscheiden alle Parteimitglieder in einer Stichwahl, die könnte noch im Juli sein. Das sind die aussichtsreichsten Kandidatinnen und Kandidaten:

Ben Wallace (52): Der Verteidigungsminister liegt derzeit in Umfragen vorne. Der Vater von drei Kindern erhielt viel Lob für sein besonnenes, aber deutliches Auftreten zugunsten der Ukraine im Krieg gegen Russland. Saß er zunächst vier Jahre im schottischen Regionalparlament, ist Wallace seit 2005 Mitglied des Unterhauses. Vor seiner Zeit als Minister war er Innen-Staatssekretär.

Verteidigungsminister Ben Wallace ist bisher aussichtsreichster Kandidat.
Verteidigungsminister Ben Wallace ist bisher aussichtsreichster Kandidat.AP/Kirsty Wigglesworth

Penny Mordaunt (49): Die Handelsministerin hat sich als eine der stärksten Unterstützerinnen des Brexits einen Namen gemacht. Seit ihrer Wahl ins britische Parlament 2010 hat sie auf zahlreichen Regierungsposten Erfahrung gesammelt, leitete etwa – als erste Frau – für kurze Zeit das Verteidigungsministerium. Die Politikerin mit irischen Wurzeln hat einen Zwillingsbruder und ist geschieden.

Penny Mordaunt war entschiedene Brexit-Befürworterin.
Penny Mordaunt war entschiedene Brexit-Befürworterin.AP/Matt Dunham

Elizabeth Truss (46): Sie ist eines der bekanntesten Gesichter der Regierung. Bei der Parteibasis ist die Außenministerin, die stets nur Liz genannt wird, äußerst beliebt. Mit ihren politischen Ansichten will die frühere Umwelt-, Justiz- und Handelsministerin an die einstige Premierministerin Margaret Thatcher erinnern. Kritiker halten der Oxford-Absolventin vor, sie nutze ihren aktuellen Job, um sich mithilfe schöner Fotos als Premierministerin zu empfehlen. Truss hat zwei Töchter.

Liz Truss ist bei der Parteibasis der Konservativen äußerst beliebt.
Liz Truss ist bei der Parteibasis der Konservativen äußerst beliebt.AFP/Adem Altan

Rishi Sunak (42): Der bisherige Finanzminister galt noch bis vor kurzem als Senkrechtstarter und aussichtsreichster Nachfolger von Boris Johnson. Den Status ist Sunak aber los, seit er sich in der Wirtschaftskrise nur zögerlich zu Milliardenhilfen bereit erklärte. Kritiker halten ihm zudem vor, dass seine wohlhabende Ehefrau ein legales Schlupfloch nutzte, um Millionen an Steuern zu sparen. Der Vater von zwei Töchtern hat indische Wurzeln.

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Rishi Sunak hatte mit seinem Rücktritt die Regierungskrise ausgelöst.
Rishi Sunak hatte mit seinem Rücktritt die Regierungskrise ausgelöst.AP/Daniel Leal

Nadhim Zahawi (55): Der Finanzminister hat einen steilen Aufstieg hinter sich. Als Staatssekretär im Gesundheitsministerium war er für die Corona-Impfkampagne verantwortlich. Zur Belohnung wurde der gebürtige Iraker zum Bildungsminister ernannt. Gemeinsam mit seiner Frau besitzt der Gründer des Meinungsforschungsinstituts Yougov eine Reitschule. Dass seine drei Kinder US-Privatschulen besuchen, sorgte für Kritik.

Nadhim Zahawi machte sich als Chef der Corona-Impfkampagne einen Namen.
Nadhim Zahawi machte sich als Chef der Corona-Impfkampagne einen Namen.imago/i-Images

Jeremy Hunt (55): Hunt, unter Theresa May zeitweise Gesundheits- und Außenminister, lieferte sich mit Johnson ein Rennen um die Nachfolge der Ex-Premierministerin. Er ist bekannt für seine Fauxpas. Slowenien bezeichnete er bei einem Besuch als ehemaligen Vasallenstaat der Sowjetunion. In China wollte er mit seiner von dort stammenden Frau beeindrucken, sagte aber versehentlich, sie sei aus Japan.

Jeremy Hunt war einst Rivale von Boris Johnson um die Nachfolge von Theresa May.
Jeremy Hunt war einst Rivale von Boris Johnson um die Nachfolge von Theresa May.AP/Frank Augstein

Tom Tugendhat (49): Der Chef des Auswärtiges Ausschusses im Parlament hatte bereits im Januar eine Bewerbung angekündigt, gilt aber als Außenseiter. Der frühere Journalist und PR-Berater war als Offizier im Irak und in Afghanistan und setzt sich stark für Veteranen ein.

Tom Tugendhat gilt für die Nachfolge als Außenseiter.
Tom Tugendhat gilt für die Nachfolge als Außenseiter.AFP/Tolga Akmen