Am Brandenburger Tor protestierten Menschen mit Plakaten mit der Aufschrift „Waffen für die Ukraine“ gegen den russischen Angriff auf die Ukraine.
Am Brandenburger Tor protestierten Menschen mit Plakaten mit der Aufschrift „Waffen für die Ukraine“ gegen den russischen Angriff auf die Ukraine. dpa/Kay Nietfeld

Nur 1200 Kilometer Luftlinie liegen zwischen Berlin und Kiew: Der Krieg rückt nah heran an Deutschland. Der russische Angriff auf die Ukraine wird spürbare Auswirkungen auf das Leben in der Bundesrepublik haben – auf verschiedenen Ebenen.

Flüchtlinge: Lange Staus auf Kiews Ausfallstraßen: Der russische Angriff treibt viele Ukrainer in die Flucht. Bis zu fünf Millionen Menschen – so schätzt es die US-Regierung – könnten ihre Heimat verlassen. Viele von ihnen dürfte es zunächst ins westliche Nachbarland Polen ziehen.

Autos stauen sich auf dem Weg raus aus Kiew.
Autos stauen sich auf dem Weg raus aus Kiew. dpa/Emilio Morenatti

Von dort ist der Weg nach Deutschland nicht weit. Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) kündigte „massive“ Hilfen für die Aufnahmeländer an. Auch in Deutschland laufen Vorkehrungen in Politik und Zivilgesellschaft für die Flüchtlingsaufnahme an – angedacht ist etwa eine Wiedereröffnung von Erstaufnahmeeinrichtungen.

Gaspreise: Deutschland bezieht mehr als die Hälfte seiner Erdgasimporte aus Russland – ist also stark abhängig von den Lieferungen, und kurzfristig gibt es wenig Alternativen. Der russische Angriff und die Sanktionen des Westens gegen Moskau werden Auswirkungen auf diese Geschäftsbeziehung haben: Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) rechnet mit weiter steigenden Preisen. Er warf Russland vor, die aktuell hohen Preise durch Verknappung des Angebots nach oben getrieben zu haben.

Verteidigungshaushalt: Heeresinspekteur Alfons Mais, einer der ranghöchsten Soldaten der Bundeswehr, machte seinem Unmut am Donnerstag in ungewöhnlicher Offenheit Luft: Nun herrsche Krieg in Europa, „und die Bundeswehr, das Heer, das ich führen darf, steht mehr oder weniger blank da“, klagte Mais. Die Bundeswehr sei kaputtgespart worden.

Deutschland, so viel lässt sich prophezeien, wird künftig mehr für seine Verteidigung ausgeben müssen. Dabei ist der Wehretat in den letzten fünf Jahren schon deutlich gestiegen – von 37 Milliarden Euro 2017 auf 50,5 Milliarden Euro 2022.

Cyberattacken: Russland führt nicht nur Krieg am Boden – sondern auch im Netz. Das Land gilt deutschen Sicherheitsbehörden als einer der wichtigsten Urheber von Cyber-Attacken. Die deutschen Behörden fuhren in Erwartung solcher Angriffe bereits ihre Abwehrmaßnahmen hoch, wie das Bundesinnenministerium erklärte. Bereits in den vergangenen Tagen hatten die Verfassungsschutzbehörden Institutionen und Unternehmen der wichtigen Infrastruktur geraten, ihren IT-Schutz zu verstärken. Die Ukraine meldete am Donnerstag massive Cyber-Angriffe.

Reiseverkehr: Die Ukraine hat ihren Luftraum aus Sicherheitsgründen für zivile Flugzeuge geschlossen. Dies bedeutet, dass Flüge etwa von Europa nach Fernost einen Umweg fliegen müssen. Öffentlich zugängliche Flug-Tracker wie Flightaware.com zeigten am Donnerstag, dass viele Jets die Ukraine südlich über den Balkan und die Türkei umflogen.

Der Luftverkehr über der Ukraine war seit dem Abschuss eines Malaysia-Airlines-Flugs 2014 über der Ostukraine ohnehin begrenzt. Gravierender wäre es, wenn der russische Luftraum gesperrt würde – hier verlaufen wichtige Flugkorridore.