Der Hoffnungsflug der Flüchtlingskinder
Sie lebten in völlig überfüllten Lagern auf griechischen Inseln in der Ägäis - ohne ihre Eltern. Jetzt konnten sie das Elend verlassen.

Ein Junge sitzt in einem Bus des niedersächsischen Katastrophenschutzes, reckt strahlend den Daumen nach oben: Er gehört zu 47 Kindern und Jugendlichen, die ohne Eltern in heillos überfüllten Flüchtlingslagern auf griechischen Inseln lebten und jetzt nach Deutschland geholt wurden.
Die Minderjährigen aus Syrien, Afghanistan und Eritrea, die per Schiff nach Piräus bei Athen gebracht und von Athen nach Hannover geflogen wurden, sollen zunächst für eine zweiwöchige Quarantäne im Landkreis Osnabrück untergebracht werden. Anschließend werden sie auf die Bundesländer verteilt. Laut der Innenministerien von Bund und Niedersachsen kamen 42 Kinder und fünf Jugendliche, von denen vier in Begleitung jüngerer Geschwister sind. Nur vier sind Mädchen.
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Ursprünglich sollten 50 Kinder kommen, drei waren aber nicht reisefähig. An Bord befanden sich noch zwei weitere Kinder, die vom Vater nach Griechenland entführt worden waren und zur Mutter in Deutschland zurückkommen.
„Ich freue mich, dass wir heute die ersten unbegleiteten Kinder empfangen könne - trotz der schweren Belastungen durch die Corona-Krise“, sagte Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU). Niedersachsens Innenminister Boris Pistorius (SPD) bezeichnete die Ankunft der Flüchtlingskinder als einen Anfang – insgesamt sollen mindestens 350 Kinder und Jugendliche nach Deutschland geholt werden. Mehrere EU-Länder hatten sich bereiterklärt, zusammen 1600 aufzunehmen. In Luxemburg kamen bereits zwölf Kinder an.
Frank Remus vom UN-Flüchtlingshilfswerk hofft jetzt, dass die Ankömmlinge auf hilfreiche Hände und offene Herzen treffen.