Massenproduktion schon im Herbst?
Der bizarre Wettlauf um den Corona-Impfstoff
Russland will im September das erste Mittel auf den Markt bringen, EU schmiedet Impfallianz

Der Wettlauf um einen Impfstoff gegen Corona nimmt immer bizarrere Züge an: Russland will nach eigenen Angaben schon im September mit der Massenproduktion beginnen. Dabei wird der Impfstoff derzeit erst getestet, an gerade mal 50 Soldaten. Nach diesen Tests an Freiwilligen sei die Zulassung des Medikaments im August geplant, kündigte Vize-Regierungschefin Tatjana Golikowa an.
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Kremlchef Wladimir Putin hatte Druck gemacht, dass Russland im weltweiten Rennen um einen Impfstoff die Nase vorn haben soll. Insgesamt befassen sich nach offiziellen Angaben in Russland sieben Forschungseinrichtungen unabhängig voneinander mit der Entwicklung eines Corona-Impfstoffs.
Erste erfolgreiche Tests an Mäusen und Kaninchen
So hatte bereits im Mai das staatliche Gamalaja-Institut für Epidemiologie und Mikrobiologie in Moskau mitgeteilt, in Rekordzeit einen Impfstoff entwickelt zu haben. Dieser habe eine Immunität gegen Corona erzeugt - ohne negative Nebenwirkungen, sagte Institutsdirektor Alexander Ginzburg. Demnach hatten Wissenschaftler den Prototyp an sich selbst und an Mäusen, Kaninchen und anderen Tieren getestet. Eine Studie hat das Institut bis heute allerdings nicht vorgelegt.
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Deutschland sichert sich schon vorab Millionen Impfdosen
Offenbar setzt Moskau alles daran, Forscher aus Oxford zu überholen, die ihren Impfstoff bereits erfolgreich an Rhesusaffen testen. Auch dieser Impfstoff könnte bereits im September auf den Markt kommen. Und obwohl es dieses Wunder-Mittel mit der Bezeichnung AZD1222 noch gar nicht gibt - 300 Millionen Impfdosen haben vier EU-Staaten schon mal sicher. Das steht im Vertrag, den Deutschland, Frankreich, Italien und die Niederlande mit dem Pharmaunternehmen Astra Zeneca geschlossen haben.
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Die vier Staaten haben sich nach Angaben des Bundesgesundheitsministeriums zu einer Impfallianz zusammengeschlossen und sind mit mehreren Unternehmen im Gespräch, die an aussichtsreichen Impfstoffen forschen. „Der Impfstoff ist die einzige endgültige Lösung für Covid-19“, erklärte der italienische Gesundheitsminister Roberto Speranza dazu.
Weltweit gab es nach Angaben des Verbands forschender Pharma-Unternehmen (vfa) im Mai mehr als 120 Impfstoffprojekte, von kleinen Firmen wie Biontech aus Mainz oder Curevac in Tübingen bis zu Konzernen wie Sanofi und GlaxoSmithKline. Möglicherweise könnten viele Anbieter zugleich oder kurz aufeinander Impfstoffe auf den Markt bringen, sagte vfa-Präsident Han Steutel damals. Doch wann tatsächlich ein Corona-Impfstoff zugelassen wird, weiß derzeit niemand.