Schwere Fehler begangen
Das sagt Putin zu Prigoschins Tod
Zwei Tage nach dem Flugzeugabsturz spricht Russlands Diktator Putin in der Vergangenheitsform von seinem einstigen Intimus Jewgeni Prigoschin.

Nach dem mutmaßlichen Tod von Wagner-Chef Jewgeni Prigoschin bei einem Flugzeugabsturz in Russland hat Präsident Wladimir Putin „den Familien aller Opfer“ sein Beileid ausgedrückt. Zugleich bezeichnete er Prigoschin am Donnerstag als einen „fähigen“ Mann, der „schwere Fehler“ begangen habe. Der einstige Intimus Putins lebte nach Einschätzung von Experten nach seinem Meuterei-Versuch vor zwei Monaten gefährlich. Nun starb er offenbar kurz nach seiner Rückkehr aus Afrika auf einem Flug innerhalb Russlands.
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj wies derweil eine Beteiligung seines Landes an dem Vorfall von sich. Das US-Verteidigungsministerium sieht keine Hinweise auf einen Raketenabschuss.
Putin: Untersuchungen zum Tod Prigoschins im Gange
Putin bezeichnete in einer im Fernsehen übertragenen Sitzung Prigoschin als einen „Mann mit einem komplizierten Schicksal, der in seinem Leben schwere Fehler begangen hat, aber die notwendigen Ergebnisse erzielte“. Die bei dem Flugzeugabsturz vermutlich gestorbenen Mitglieder der Söldnergruppe Wagner hätten einen „bedeutenden Beitrag“ zu der seit Februar 2022 laufenden Militäroffensive in der Ukraine geleistet. Die Ermittlungen zum tödlichen Absturz des Flugzeugs würden „bis zum Ende“ geführt.
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„Wir werden sehen, was die Ermittler in naher Zukunft sagen werden. Die Untersuchung ist im Gange, eine technische und genetische Untersuchung“, sagte Putin weiter. Dies werde „einige Zeit“ in Anspruch nehmen. Prigoschin, den Putin eigenen Angaben zufolge „seit Anfang der 1990er-Jahre kannte“, sei am Tag des Flugzeugabsturzes aus „Afrika zurückgekehrt“, sagte der Kreml-Chef weiter.

Das Flugzeug war am Mittwochabend in der Region Twer nahe des Ortes Kuschenkino abgestürzt. Nach Angaben des Katastrophenschutzministeriums überlebte keiner der zehn Insassen. Die russische Luftfahrtbehörde Rosawiatsija bestätigte zeitgleich, dass sich Prigoschin an Bord des Flugzeugs auf dem Weg von Moskau nach St. Petersburg befunden habe. Die Behörden gaben den Tod des Wagner-Chefs jedoch nicht formell bekannt, die Leichen seien noch nicht identifiziert. Unter den mutmaßlichen Toten war laut Rosawiatsija auch Prigoschins rechte Hand, Dmitri Utkin.
Das für schwere Straftaten zuständige russische Untersuchungskomitee leitete wegen des „Verstoßes gegen die Sicherheitsvorschriften im Luftverkehr“ Ermittlungen ein. Seitdem äußerten sich die Ermittler jedoch nicht; es gibt Spekulationen um ein mögliches Attentat.
Ukraine weist Beteiligung an Absturz von sich
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj wies eine Beteiligung der Ukraine von sich. „Wir haben mit dieser Situation nichts zu tun, das ist sicher“, sagte Selenskyj am Donnerstag und ergänzte offenkundig mit Blick auf Putin: „Jeder weiß, wen das betrifft.“
„Es gibt ein Gericht in Den Haag, es gibt ein Gericht Gottes“, sagte Selenskyj. „Aber Russland hat ein eigenes Gericht – Präsident Putin.“
In Washington sagte Pentagon-Sprecher Pat Ryder indes, das US-Militär habe „keine Informationen, die darauf hindeuten, dass eine Boden-Luft-Rakete zu dem Absturz geführt hat“. Zwar wisse man nicht, was den Absturz verursacht habe. Doch „nach unserer Einschätzung (…) wurde er (Prigoschin, Anm. d. Red.) wahrscheinlich getötet“, erklärte Ryder.

Der tschetschenische Machthaber und Putin-Verbündete Ramsan Kadyrow würdigte Prigoschins „eisernen Charakter“ im Onlinedienst Telegram und bezeichnete dessen mutmaßlichen Tod als „einen großen Verlust für den gesamten Staat“. Allerdings habe der Wagner-Chef jüngst „entweder nicht gesehen oder wollte nicht sehen, was im Lande vor sich geht“.
Prigoschin im Konflikt mit russischem Militär
Bis zu einer kurzzeitigen Rebellion im Juni vor zwei Monaten gegen die russische Armeeführung hatte die Wagner-Gruppe eine große Rolle für die russische Offensive in der Ukraine gespielt. Zugleich trat Prigoschins Konflikt mit den russischen Militärspitzen immer offener zutage. Am 23. Juni besetzten Wagner-Söldner dann militärische Einrichtungen im Süden Russlands und marschierten anschließend in Richtung Moskau. Den Aufstand blies Prigoschin zwar schon nach einem Tag wieder ab – mit der kurzzeitigen Rebellion stellte er aber auch die Autorität von Putin infrage.
An Prigoschins Firmensitz in St. Petersburg und in anderen russischen Städten legten Trauernde Blumen nieder. Prigoschin und seine Wagner-Truppe hatten jedoch wegen ihrer verdeckten Auslandseinsätze und ihrer Brutalität auch im Inland keinen guten Ruf.

Doch seine Kritik an Fehlern der russischen Militärführung machte ihn für viele Russen auch zu einem Helden. In sozialen Medien wurde der Vorwurf erhoben, das vermeintliche Flugzeugunglück sei in Wahrheit ein Attentat auf Prigoschin gewesen – eine Einschätzung, die auch viele westliche Politiker und Militärexperten vertreten.
„Warum Prigoschin sich selbst in Gefahr brachte, indem er im russischen Luftraum unterwegs war, mag unbeantwortbar sein. Aber der Grund für den Absturz seines Privatflugzeugs ist kaum noch rätselhaft. Dies war kein Unfall: Prigoschin wurde zusammen mit neun weiteren Passagieren und Besatzungsmitgliedern auf Befehl Putins öffentlich hingerichtet, ohne dass es auch nur den Anschein eines Gerichtsverfahrens gab“, schreibt die britische Times.