Das Rätselraten nach den Wahlen
Unsicherheit bei der Union, Selbstüberschätzung bei der SPD

Foto: imago/Arnulf Hettrich
Die CDU hat in Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz verloren, und man hat den Eindruck, dass in der Republik ein Gefühl umgeht wie nördlich des Mains bei einer Niederlage von Bayern München. Nur, dass die trotzdem immer Meister werden, während das bei der Bundestagswahl für die CDU/CSU keinesfalls sicher ist.
Jetzt wird man sehen, ob und wie CDU-Chef Armin Laschet angemessen reagieren und ob es in der Kanzlerkandidatenfrage eine Blutgrätsche von Markus Söder gegen ihn geben wird.
So weit, so vorhersehbar. Rätselhaft aber ist die SPD. In Rheinland-Pfalz wegen Malu Dreyer zwar mit geringfügigen Verlusten an der Macht geblieben, in Baden-Württemberg aber auf elf (11!) Prozent abgeschmiert, wittert sie angeblich Morgenluft für die Bundestagswahl. Und zwar nicht, weil sie so erfolgreich war, sondern weil die CDU verloren hat.
Da fragt man sich, wo sich die Sozialdemokraten einordnen. Als Juniorpartner in einer von den Grünen geführten Koalition ohne Union, wie die Umfragen zeigen? Oder hegen sie die Hoffnung, mit Olaf Scholz doch noch mehr Stimmen zu erobern als die Grünen, damit er Kanzler wird? Begleitet vom Versuch so zu tun, dass sie an der wirr erscheinenden Corona-Politik nicht beteiligt waren?
Auch für die Grünen wird es nicht einfach, die von Annalena Baerbock oder Robert Habeck im Kanzleramt träumen. Der sensationelle Sieg der Partei unter der Vaterfigur des Super-Realos Winfried Kretschmann im Daimler-Porsche-Land Baden-Württemberg dürfte „Fundis“ Magenkrämpfe bereiten (für Feinschmecker noch der Hinweis, dass die Grünen in Tübingen, wo der bei Berlins Grünen verhasste „Parteifreund“ Boris Palmer Bürgermeister ist, 44 Prozent abräumten).
Als Trost für die Bürger angesichts der Verhältnisse mag da dienen: Egal, wer den Kanzler stellen wird - das Weltenende wird es nicht sein.