Stabilere Wirtschaft, sicherere Jobs

DARUM kommt der Osten besser durch die Energiekrise!

Viele Menschen im Osten, sie sehen sich in der Krise besonders hart getroffen. Ökonomen sagen: Einige Fakten sprechen dagegen.

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„Freundschaft – Druschba“ steht auf dem Gelände der PCK-Raffinerie auf der Erdölleitung aus Russland.
„Freundschaft – Druschba“ steht auf dem Gelände der PCK-Raffinerie auf der Erdölleitung aus Russland.dpa/Patrick Pleul

Knappes Gas, teurer Sprit, steigende Preise für Brot und Butter: Ganz Deutschland ächzt unter den explodierenden Energiekosten. Die von der Bundesregierung geplante Strom- und Gaspreisbremse soll Bürgerinnen und Bürgern unter die Arme greifen, die die Kosten gar nicht mehr allein stemmen können. Krisenstimmung herrscht fast überall im Land, aber im Osten noch mehr als im Westen. Tausende protestieren jede Woche montags in Schwerin oder Plauen, Gera oder Cottbus. Und auch für Politiker von rechts bis links scheint klar: Die Krise trifft den Osten härter. Aber ist das so?

Dafür lohnt ein Blick auf die Konjunktur in Ost und West. Die Energiekrise bedroht nämlich auch Tausende Jobs, denn immer mehr Firmen drosseln wegen der hohen Kosten und auch wegen sinkender Nachfrage die Produktion. Doch Ostdeutschland kommt nach Einschätzung führender Ökonomen besser als der Westen durch die schweren Zeiten.

Osten ist weniger von Energiekosten betroffen

„Anders als in der Corona-Krise ist jetzt vor allem die energieintensive Industrie berührt, und die ist vor allem im Westen stark vertreten“, sagte Industrieexperte Martin Gornig vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) der Deutschen Presse-Agentur. „Im Osten ist die Wirtschaft tendenziell eher auf Dienstleistungen ausgerichtet, und das wirkt in der Krise dämpfend.“

Wirtschaft im Osten läuft stabiler

Auch nach einer Analyse des Leibniz-Instituts für Wirtschaftsforschung Halle (IWH) läuft die Wirtschaft im Osten etwas stabiler. Demnach soll die ostdeutsche Produktion dieses Jahr um 1,5 Prozent wachsen und somit etwas stärker als in Deutschland insgesamt. Im nächsten Jahr soll der erwartete Rückgang der Wirtschaftsleistung mit 0,1 Prozent im Osten schwächer ausfallen als bundesweit (minus 0,4 Prozent).

IWH-Vizepräsident Oliver Holtemöller widersprach der Annahme, dass die Krise Ostdeutschland insgesamt härter treffe. „Rein ökonomisch kann man wirklich nicht sagen, dass der Osten dramatisch viel stärker betroffen ist von den Russland-Sanktionen oder von den Gaspreisen“, sagte Holtemöller der dpa. DIW-Forscher Gornig sagte ebenfalls: „Die ökonomischen Fakten sprechen eigentlich gegen eine stärkere Betroffenheit.“

Beide Wissenschaftler verwiesen aber darauf, dass Einkommen, Renten und Rücklagen im Osten im Durchschnitt geringer seien als im Westen, sodass viele Menschen Preissprünge schwerer auffangen könnten. In vielen ostdeutschen Städten gehen jede Woche Tausende auf die Straßen, um gegen die hohen Energiepreise und für Entlastungen zu demonstrieren. Auch ostdeutsche Unternehmerverbände warnen vor den Auswirkungen der Russland-Sanktionen auf Ostdeutschland.