Extreme Preisunterschiede

Darum ist das klimaschädliche Flugzeug fast immer billiger als die Bahn

Bahnfahren ist deutlich umweltfreundlicher, als mit dem Flugzeug zu fliegen. Aber in 71 Prozent der Fälle ist Fliegen billiger. Warum?

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Ein Flugzeug startet in den Sonnenuntergang. Der Flugverkehr belastet die Umwelt mit Schadstoffen und CO₂.
Ein Flugzeug startet in den Sonnenuntergang. Der Flugverkehr belastet die Umwelt mit Schadstoffen und CO₂.Reinhardt/dpa

Bahnfahren ist deutlich umweltfreundlicher, als mit dem Flugzeug zu fliegen. Aber in 71 Prozent der Fälle ist Fliegen günstiger, so lautet das Ergebnis eines Greenpeace-Preisvergleichs. Warum ist das so?

Wer innerhalb von Europa verreist und auf die Kosten achtet, nimmt lieber das Flugzeug als die Bahn. Denn diese ist in 71 Prozent der von Greenpeace untersuchten Strecken die günstigere Variante.

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Die Umweltorganisation hat europaweit zu verschiedenen Zeiten auf 112 Strecken die Ticketpreise der Bahn mit denen von Fluglinien verglichen. Sogar innerhalb Deutschlands war bei 31 Vergleichsstrecken die Bahn auf  jeder zweiten teurer als das Flugzeug.

Von Barcelona nach London für 12,99 (Flugzeug) oder für 384 Euro (Bahn)

Im Extremfall kostete die Strecke Barcelona–London mit der Bahn stolze 384 Euro und mit dem Flieger nur 12,99 Euro! 371 Euro Unterschied! In jedem Fall günstiger war die Bahn auf den Strecken Hamburg–Brüssel und Hamburg–München.

Wie kann das sein? Zu den günstigen Flugpreisen führt unter anderem ein extrem hoher Wettbewerb der nationalen Fluglinien und der Billigflieger, Subventionen und steuerbefreites Kerosin, mit dem die Flieger betankt werden.

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Die Greenpeace-Verkehrsexpertin Marisa Reiserer fordert daher die Einführung einer europaweiten Kerosinsteuer von 50 Cent pro Liter Kraftstoff. Das würde eine Summe von 46,2 Milliarden Euro im Jahr bedeuten. Diese Mittel könnten dann in die marode Bahninfrastruktur gelenkt werden, schlägt Greenpeace vor.

Greenpeace: Fehlende Kerosinsteuer und Subventionen verzerren die Preise

„Immer mehr Menschen wollen mit der Bahn reisen und auf Flüge verzichten, doch die fehlende Kerosinsteuer und weitere klimaschädliche Subventionen für die Flugindustrie verzerren die Preise“, kritisiert Reiserer. Dies sei „eine Bruchlandung für viele gute Vorsätze und den Klimaschutz.“

Auch der Grünen-Politiker Anton Hofreiter verlangt, das Fliegen zu verteuern: „Es bleibt ein Problem, dass klimaschädliche Subventionen und das Fehlen einer europäischen Kerosinsteuer weiterhin die Preise verzerren“, sagte er den Zeitungen der Funke-Mediengruppe. Hofreiter weiter: „Mit dem 49-Euro-Ticket ist Bahnfahren bereits in Regionalzügen deutlich günstiger geworden. Jetzt ist es an der Zeit, auch den Fernverkehr zu verbessern.“