Forscher hat's berechnet

Corona-Simulator prognostiziert Lockdown bis Mitte Februar

Frühestens dann ist die von der Regierung anvisierte Rate der Neuinfektionen von 50 auf 100.000 Einwohner erreicht, meint der Saarbrücker Pharmazie-Professor Thorsten Lehr.

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Pharmazie-Professor Thorsten Lehr hat einen Covid-Simulator entwickelt, der die Corona-Entwicklung voraus berechnen kann.
Pharmazie-Professor Thorsten Lehr hat einen Covid-Simulator entwickelt, der die Corona-Entwicklung voraus berechnen kann.dpa/Iris Maria Maurer

Seit November macht Deutschland dicht, doch die Zahl der Corona-Infektionszahlen bleibt weiter hoch. Am Dienstag beraten Bund und Länder über mögliche weitere Verschärfungen und die weitere Verlängerung der Maßnahmen. Die müssten noch mindestens bis Mitte Februar durchgehalten werden, wie der  Saarbrücker Pharmazie-Professor Thorsten Lehr errechnet hat.

Für Lehr ist es so gut wie sicher: Der von Politikern verfolgte Zielwert bei Corona-Neuinfektionen für ein Lockdown-Ende wird Ende Januar nicht erreicht. „Die Chance ist extremst gering bis nicht vorhanden“, sagte er der Deutschen Presse-Agentur in Saarbrücken.

Covid-Simulator berechnet Infektionsgeschehen

Er ginge davon aus, dass die angestrebte Rate von 50 bei Neuinfektionen auf 100.000 Einwohner in sieben Tagen frühestens Mitte Februar erreicht sei. „Und das wäre eine optimistische Vorhersage.“

Prognosen online abrufbar

Der Professor für Klinische Pharmazie an der Universität des Saarlandes hat mit seinem Forscherteam einen „Covid-Simulator“ entwickelt, der das Infektionsgeschehen in Deutschland berechnet und Prognosen liefert: für ganz Deutschland, die einzelnen Bundesländer bis hin auf Landkreisebene. Er kann auch online genutzt werden. In den vergangenen zwei Monaten wurde die Seite fast eine Million Mal aufgerufen, wie er sagte.

Auch Schulen müssen noch viel länger geschlossen bleiben, um die Infektionszahlen zu senken.
Auch Schulen müssen noch viel länger geschlossen bleiben, um die Infektionszahlen zu senken.imago images/Michael Weber

Die bundesweite sogenannte Sieben-Tage-Inzidenz liegt aktuell laut Robert Koch-Institut bei 139,2. „Momentan ist eigentlich kein Absinken in Sicht“, sagte Lehr. „Es stagniert vielmehr.“ Wegen Nachmeldungen aufgrund der Feiertage gebe es immer noch gewisse Unklarheiten bei den Zahlen. Festzustellen sei aber, dass die derzeitigen Maßnahmen „nicht so greifen“.

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Dabei brauche es auch angesichts der neuen drohenden Virusvarianten, die durch Mutationen entstanden und hochansteckend sind, „dringend eine Reduktion des Infektionsgeschehens“, sagte er.

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Die neuen Mutante zum Beispiel aus Großbritannien könnte den R-Wert sprunghaft um 0,5 nach oben schnellen lassen. „Dann würden viele Maßnahmen auf einen Schlag weggewischt. Und da zeigt sich dann: Je weiter wir unten sind, desto besser können wir die Ausbreitung bremsen.“

Mutation verschärft die Lage

Lehr tritt für einen Wert von 25 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner und Woche ein, ab dem Lockerungen möglich werden könnten. Die Politik orientiert sich bisher an der Marke von 50.

Eine Rückkehr zum Schulalltag sieht Lehr kritisch. „In den Schulen finden Infektionen statt.“ Viele Kinder durchliefen die Krankheit asymptomatisch. „Wir sehen an unseren Daten, dass Schulschließungen einen großen Effekt haben.“ Das liege aber nicht nur daran, dass die Institution zumache, sondern auch weil der Weg dorthin in Bus, Bahn oder zu Fuß wegfalle.