Cerstin Bochow, Gewandmeisterschneiderin vom Staatstheater Cottbus, mit selbstgenähten Schutzmasken.
Cerstin Bochow, Gewandmeisterschneiderin vom Staatstheater Cottbus, mit selbstgenähten Schutzmasken. Foto: dpa

Die Debatte geht in Deutschland und Europa bunt durcheinander: Sollen die Bürger Schutzmasken tragen oder nicht, um die Ausbreitung des Corona-Virus zu verlangsamen?

Nachdem die Regierung in Wien verfügt hatte, dass Österreicher beim Einkaufen von Mittwoch an einen Mundschutz tragen müssen, fand Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) das nachdenkenswert. Zur Pflicht könne man es auch erst dann machen, wenn genügend Masken vorhanden sind.
Die Bundesregierung hat keine klare Linie, die Stadt Jena will darauf aber nicht warten: „In einer Woche soll das Tragen eines Mund-und-Nasen- Schutzes in Jenaer Verkaufsstellen, dem öffentlichen Nahverkehr und Gebäuden mit Publikumsverkehr verpflichtend werden“, teilte die Stadtverwaltung mit. Sie habe auch eine Grundausstattung mit Masken, aber die Jenenser sollten sich selbst welche nähen.

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Im Berliner Abgeordnetenhaus forderte die AfD eine entsprechende Vorschrift, der SPD-Gesundheitsexperte Thomas Isenberg und der FDP-Abgeordnete Marcel Luthe finden die Maßnahmen in Österreich und Jena vernünftig.
Die Weltgesundheitsorganisation WHO sieht dagegen keinen Nutzen darin, dass alle in der Öffentlichkeit Masken tragen. Der WHO-Nothilfedirektor Michael Ryan sieht durch die Masken sogar zusätzliche Risiken, wenn Menschen die Masken falsch abnähmen und sich dabei womöglich infizierten: „Wir raten davon ab, Mundschutz zu tragen, wenn man nicht selbst krank ist.“

Einfacher Mund-Nasen-Schutz kann sinnvoll sein

Das Robert-Koch-Institut findet, dass auch selbstgenähter Mund- und Nasenschutz zum Schutz anderer Menschen hilfreich sein „Es hängt vom Material ab“, schränkte RKI-Präsident Lothar Wieler ein. Doch auch ein selbstgebauter Schutz halte Tröpfchen zurück, wenn man huste und niese. „Deswegen ist er für den Schutz von anderen von Relevanz.“ Klaus Reinhardt, Präsident der Bundesärztekammer, empfiehlt: „Besorgen Sie sich einfache Schutzmasken oder basteln Sie sich selbst welche und tragen Sie diese im öffentlichen Raum“. Die Masken garantierten zwar keinen Schutz vor Ansteckung, könnten jedoch das Risiko ein wenig verringern. Sie seien ein Hilfskonstrukt. „Aber sie sind besser als nichts.“

Die Vorsitzende der Ärztegewerkschaft Marburger Bund, Susanne Johna, fürchtet wegen der Maskendebatte einen Ansturm von Privatleuten auf knappe professionelle Masken, die verhindern, dass man Viren einatmet. Das würde eine neue Konkurrenz für Kliniken und Pflegeheime darstellen. Es sei nichts dagegen einzuwenden, sich einen einfachen Mund-Nasen-Schutz zu besorgen. Das könne sinnvoll sein. Aber: „Das Tragen einer einfachen Maske könnte einen negativen Effekt haben, wenn dadurch die Abstandsregeln nicht mehr eingehalten würden.“