Spahn versprach zu viel

Corona-Schnelltests kommen viel zu langsam

Bei den Impfungen geht es mit 91 Piksen pro Minute voran. Die Terminvergabe funktioniert aber schlecht.

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Stillgehalten! Ein Bundeswehrsoldat nimmt bei einer Mitarbeiterin eines Altenwohnheims einen Schnelltest vor. Das sollte für jedermann vom 1. März an kostenlos gehen. 
Stillgehalten! Ein Bundeswehrsoldat nimmt bei einer Mitarbeiterin eines Altenwohnheims einen Schnelltest vor. Das sollte für jedermann vom 1. März an kostenlos gehen. Foto: imago images/Pressedienst Nord/Björn Hake

Als Tiger gestartet, als Bettvorleger gelandet: Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) musste seine Ankündigung zurückziehen, dass vom 1. März an kostenlose Corona-Schnelltests für alle von Apothekern, Ärzten oder in Testzentren durchgeführt werden. Das Kanzleramt soll wegen vieler Unklarheiten darauf gedrängt haben. Jetzt soll am 3. März in der bekannten Bund-Länder-Runde darüber beraten werden.  

Der Regierende Bürgermeister und Vorsitzende der Ministerpräsidentenkonferenz, Michael Müller (SPD): „Es ist zum wiederholten Mal so, dass von Seiten des Ministers Dinge angekündigt wurden, die dann so oder zumindest so schnell nicht kommen.“

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Der Städte- und Gemeindebund fordert eine schnelle Klärung durch Bund und Länder, bis wann wie viele Tests beschafft werden können, und wie sie verteilt werden sollen. Hauptgeschäftsführer Gerd Landsberg beklagte, dass angesichts eines „Schneckentempos“ bei den Impfungen nicht zu erwarten sei, dass die Schnelltests „mit ICE-Geschwindigkeit“ umgesetzt werden könnten.

So langsam geht es gar nicht voran: Das Robert Koch-Institut vermeldet, dass pro Minute rechnerisch 91 Menschen  geimpft würden, alle 0,7 Sekunden einer. Bis Montag waren 3,4 Millionen Menschen einmal, 1,8 Millionen zweimal geimpft worden.  Bewohner in Pflegeheimen, wo das Impfen seine Zeit dauert, sind weitgehend immunisiert.

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Für Impfwillige ist damit nicht alles gut. Der Digitalverband Bitkom beklagt Chaos bei der Terminvergabe. Eine repräsentative Umfrage zeige, dass 29 Prozent der Befragten, die fernmündlich versuchten, einen Termin zu vereinbaren, 50 oder mehr Anläufe unternehmen mussten. Nur 14 Prozent kamen mit bis zu 15 Anläufen durch.

Inakzeptabel sei, dass nirgendwo zentral Daten vorlägen, welche Impftermine mit den Bürgern für die kommenden Wochen vereinbart wurden. In fünf Bundesländern werde ein Dienst der Kassenärztlichen Vereinigung genutzt, was nicht funktioniert habe. In Berlin und Schleswig-Holstein seien dagegen mit Doctolib und Eventim private Anbieter beauftragt worden. Frankreich verwende Doctolib landesweit und verfüge damit über einen viel besseren Überblick.