Corona-Pandemie : Wie hoch ist die Ansteckungsrate wirklich?
Robert-Koch-Institut stellt Anstieg und dann gleich wieder Rückgang fest. Krankenhäuser und Schulen sollen langsam zur Normalität zurückkehren

Verwirrung um die neuen Infektionszahlen des Robert-Koch-Instituts: Die Corona-Reproduktionszahl sei erneut auf den kritischen Wert 1,0 gestiegen, hieß es zunächst in einem Bericht. Das bedeutet, dass ein Infizierter im Schnitt einen weiteren Menschen mit Corona ansteckt. Am Dienstag Nachmittag meldete das RKI dann sofort wieder einen Rückgang – auf den vorherigen Wert 0,9. Bund und Länder planen derweil neue Corona-Lockerungen, etwa in Kliniken und beim Schulbesuch.
In Deutschland gibt es mehr als 156.200 Infizierte. Mindestens 5845 Menschen sind am Coronavirus gestorben. Dass die Reproduktionszahl jetzt zumindest wieder am Wert 1,0 kratzt, ist ein Alarmzeichen. Kanzlerin Angela Merkel (CDU) hatte bei der Verkündung der ersten Corona-Lockerungen gewarnt, dass schon kleine Änderungen der Reproduktionszahl erhebliche Folgen haben können. Der Virologe Christian Drosten mahnte, bei einer Reproduktionszahl über 1 könne die Epidemietätigkeit in unerwarteter Wucht wieder losgehen.
Man dürfe die Bedeutung einzelner Werte aber nicht überschätzen, betonte Lothar Wieler, Chef des Robert-Koch-Instituts am Dienstag. Trotzdem rief er die Bürger dazu auf, sich weiter strikt an die Kontaktbeschränkungen und an die Abstandsregeln zu halten.
Weniger Betten für Corona-Patienten
Das Zahlen-Wirrwarr ist für Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) jedenfalls kein Anlass zu Planänderungen. Er will, wie jetzt bekannt wurde, die Zahl der reservierten Klinikbetten für Corona-Patienten reduzieren. Kliniken sollen ab Mai wieder mehr frei gehaltene Betten mit anderen Kranken belegen. Nachdem in der Krise viele längerfristig geplante Operationen abgesagt wurden, können betroffene Patienten nun auf einen baldigen OP-Termin hoffen.
Trotz Corona-Krise sollen auch alle Schüler noch vor den Sommerferien tageweise wieder zur Schule gehen. Das schlagen die Kultusminister der Länder als Grundlage von Beratungen mit Merkel vor. Wenn strenge Hygiene- und Abstandsregeln eingehalten würden, sei eine allmähliche Rückkehr zum geordneten Schulbetrieb möglich.
Eine Pflicht, in den Schulen Masken zu tragen, ist nicht geplant. Die Lerngruppen werden verkleinert und räumlich getrennt. Der Unterricht soll zeitversetzt laufen. Abstandhalten gilt fürs Klassenzimmer, aber auch für die Pausen und zu Essenszeiten. Das Angebot von digitalen Lernmöglichkeiten für zu Hause soll ausgebaut werden. (mit dpa)