1,2 Millionen Corona-Tests in einer Woche: Die Labore arbeiten am Anschlag.
1,2 Millionen Corona-Tests in einer Woche: Die Labore arbeiten am Anschlag. Foto: Daniel Bockwoldt/dpa

Die deutschen Corona-Labore sind am Ende ihrer Möglichkeiten: In der vergangenen Woche meldeten rund 160 Labore bundesweit rund 1,2 Millionen Tests mit rund 70.000 positiven Ergebnissen. Das waren zwölf Prozent mehr Tests als in der Vorwoche und überfordert die Einrichtungen. „Die Lage ist ernst. Es ist wichtig, dass wir die Auslastung der Laboratorien wieder zurückführen auf das Maß, das wir längerfristig durchhalten“, sagte Michael Müller, Vorstandsvorsitzender des Verbands Akkreditierte Labore in der Medizin (ALM).

Zu der Belastung durch die vielen Corona-Tests mit dem sogenannten PCR-Verfahren kämen nun im Herbst auch noch Grippe-Tests, die die Labore ebenfalls zu bewältigen hätten. Außerdem mangelt es zum Teil an Material, auch Mitarbeiter sind knapp.

Die bundesweit zunehmende Auslastung der Labore auf mittlerweile 89 Prozent sei ein Ausdruck der Überlastung. In einigen Bundesländern werde schon seit mehreren Wochen über der Kapazitätsgrenze gearbeitet, hieß es seitens des Verbands. Die Arbeitsbelastung sei brutal.

„Es ist eher das Gefühl, gegen einen Berg anzuarbeiten, der nicht signifikant kleiner wird“, beschrieb Müller die Situation. Außerdem gebe es so gut wie kein verfügbares Personal mehr. „Der Markt für qualifizierte Laborkräfte, die PCR bedienen können, ist absolut leergefegt weltweit. Jeder Mensch, der schon einmal PCR in seinem Lebenslauf buchstabiert hat, ist irgendwo verhaftet“, sagte ALM-Vorstand Evangelos Kotsopoulos.  Mitarbeiter, die nicht auf PCR-Tests spezialisiert sind, müssten   weitergebildet und qualifiziert werden.

Einfache Dinge fehlen

Außerdem fehle es immer wieder an Material. „Mal sind es Abstrichtupfer, mal Reagenzien, dann wieder Verbrauchsmaterialien, jetzt gerade Pipettenspitzen, die fehlen. Das macht die Arbeit in den Laboren unnötig schwer“, so Kotsopoulos.

Einen Grund dafür sieht er in den vergangenen Monaten: „Wir haben im Sommer bei der unnötigen Testung von Reiserückkehrern mindestens Hunderttausende von Tests verballert mit 0,3 Prozent Positivrate, die uns heute fehlen. Wir haben leere Lager und keine Pipettenspitzen in Reserve, weil wir die verbraucht haben.“  

Inzwischen finden die Labore immer mehr Infizierte: In der vergangenen Woche habe die Positivrate bei 5,7 Prozent gelegen, zwei Prozentpunkte höher als in der Woche davor.