„Die Situation ist sehr ernst!“, beschrieb Lothar Wieler, Präsident des Robert Koch-Instituts (RKI) die Corona-Lage in Deutschland.
„Die Situation ist sehr ernst!“, beschrieb Lothar Wieler, Präsident des Robert Koch-Instituts (RKI) die Corona-Lage in Deutschland. Foto: Markus Schreiber/AP

Berlin - Mit 11.287 Fällen binnen 24 Stunden haben sich erstmals mehr als 10.000 Menschen in Deutschland mit dem Coronavirus infiziert. Das Geschehen steigere sich drastisch und sei in einigen deutschen Regionen bereits unkontrollierbar, warnte Lothar Wieler, Präsident des Robert Koch-Instituts (RKI) am Donnerstag eindringlich. Es müsse davon ausgegangen werden, dass es wieder mehr schwere Fälle und Tote geben werde. Inzwischen gelten 40 Prozent der 400 deutschen Städte und Landkreise plus Berlin als Corona-Hotspots.

„Ein Großteil der Menschen steckt sich im privaten Umfeld an“, betonte Wieler. Es gehe vorwiegend um Feiern, Treffen mit Freunden oder der Familie. Im Vergleich dazu spielten derzeit Ausbrüche an Schulen, durch Nutzung von Verkehrsmitteln, am Arbeitsplatz oder nach Übernachtungen in Hotels eine weniger große Rolle. Klar sei aber auch, dass bei weiter steigenden Fallzahlen zum Beispiel mehr Schulen betroffen sein würden und auch mehr Alten- und Pflegeheime. Wieler appellierte erneut, die Corona-Regeln wie Hygiene und Abstandhalten einzuhalten und sprach sich auch dafür aus, bei Treffen in Innenräumen eine Mund-Nasen-Bedeckung zu tragen. Es gebe weiterhin die Chance, das Ausbruchsgeschehen zu verlangsamen, betonte er.

Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) und Familienministerin Franziska Giffey (SPD) bei der Kabinettssitzung am Mittwoch.
Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) und Familienministerin Franziska Giffey (SPD) bei der Kabinettssitzung am Mittwoch. Foto: Imago Images/Jens Schicke

Große Sorge in Regierungskreisen hatte vor allem auch Jens Spahn (CDU) ausgelöst. Ausgerechnet der Gesundheitsminister ist der erste im Bundeskabinett, der sich mit Corona ansteckt hat. Ihm gehe es „den Umständen entsprechend gut“, hieß es dazu am Donnerstag. Doch es steht weiter die bange Frage im Raum, ob Spahn das Virus an seine Kollegen weitergegeben hat. Wenige Stunden vor dem Testergebnis hatte der Minister am Mittwoch an der Kabinettssitzung im Kanzleramt teilgenommen.

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Familienministerin Franziska Giffey (SPD) war bereits mit einem Schnelltest am späten Mittwochnachmittag negativ getestet worden. Dem Vernehmen nach wurde auch Innenminister Horst Seehofer (CSU) negativ auf das Virus getestet. Weil bei der Sitzung offenbar strenge Hygiene- und Abstandsregeln eingehalten wurden, musste bislang kein anderer Teilnehmer der Runde in Quarantäne. Alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus Spahns engeren Umfeld wurden inzwischen ebenfalls untersucht und negativ getestet.