Corona in Indien: Hilfe für ein erstickendes Land
Die USA, Großbritannien und Deutschland wollen Hilfsmaterial, Geräte und Arzneimittel-Rohstoffe schicken

Foto: imago/Hindustan Times
In Indien hat es den fünften Tag in Folge einen weltweiten Rekord bei den Corona-Neuinfektionen gegeben. Es wurden 352.991 Fälle in den vergangenen 24 Stunden gemeldet. Demnach starben 2812 Menschen an Covid-19, wobei die Dunkelziffern viel höher liegen. Die Lage in Indien verschärft sich weiter, weil in vielen Krankenhäusern der medizinische Sauerstoff ausgeht: Schwer Erkrankte ersticken.
Angesichts der Zuspitzung der Corona-Pandemie in Indien haben einige Länder Hilfe in Aussicht gestellt. Außenminister Heiko Maas (SPD) sagte, dass innerhalb der Bundesregierung und im Gespräch mit Unternehmen alle Hebel in Bewegung gesetzt würden, um schnellstmöglich, etwa mit Sauerstoff und Medikamenten, helfen zu können.
Die USA haben zugesagt, Rohmaterialien für die Herstellung des Impfstoffs von Astrazeneca zu liefern, der in Indien unter dem Namen Covishield produziert wird. Außerdem würde man sofort Medikamente, Schnelltests, Beatmungsgeräte und Schutzausrüstung zur Verfügung stellen. Auch bei der Versorgung mit Sauerstoff soll Indien unterstützt werden. „Genau wie Indien den Vereinigten Staaten Hilfe schickte, als unsere Krankenhäuser zu Beginn der Pandemie überlastet waren, sind die USA entschlossen, Indien in der Zeit der Not zu helfen“, erklärte das Weiße Haus. Man arbeite rund um die Uhr, um verfügbare Ressourcen und Vorräte auszusenden.
Die Briten schickten 140 Beatmungsgeräte und 495 Sauerstoff-Konzentratoren.
Lesen Sie auch: Die Virus-Variante, die Angst macht >>
Wie andere Länder hat Deutschland die Einreise aus Indien wegen der dortigen Virusvariante B.1.617 stark eingeschränkt. Nur Deutsche und Menschen mit einer Aufenthaltsgenehmigung in Deutschland dürfen noch aus Indien einreisen.
In absoluten Zahlen hat Indien mit seinen 1,3 Milliarden Einwohnern mehr als 17 Millionen Infektionen erfasst. Das Land ist damit hinter den USA am härtesten von der Pandemie betroffen. Neben B.1.617 dürfte auch eine länger verbreitete Sorglosigkeit Grund der schnellen Verbreitung der Seuche sein. Es gab lange Massenveranstaltungen für anstehende Regionalwahlen und religiöse Feste, bei denen Menschen weder Masken trugen noch Abstand hielten.
Die Weltgesundheitsorganisation WHO teilte unterdessen mit, sie habe noch kein klares Bild, wie gefährlich B.1.617 sei. Die hohe Zahl an Toten in Indien könne daran liegen, dass die Krankenhäuser überfüllt sind.
Als besorgniserregend hat die WHO neben der britischen Virus-Mutation B.1.1.7 etwa die in Südafrika entdeckte Variante (B.1.351) und die in Brasilien entdeckte Variante (P.1) eingestuft. Als besorgniserregend gilt eine Variante nach WHO-Angaben, wenn bekannt ist, dass sie sich leichter ausbreitet, schwerere Krankheiten verursacht, dem Immunsystem entgeht, das klinische Erscheinungsbild verändert oder die Wirksamkeit der Impfstoffe verringert.