Hält Angriffe und Einflussnahmen aus dem Ausland für möglich: Generalleutnant Carsten Breuer.
Hält Angriffe und Einflussnahmen aus dem Ausland für möglich: Generalleutnant Carsten Breuer. dpa/Annette Riedl

Die Sorge vor Racheakten Russlands gegen den Westen für Waffenlieferungen an die Ukraine und Sanktionen wächst. Am Freitag haben zudem Enthüllungen des Rechercheteams von ZDF Magazin Royale IT-Experten aufgeschreckt: Demnach unterhält ausgerechnet der Chef des Bundesamtes für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI), Arne Schönbohm, Kontakte zu russischen Stellen. Die IT-Firma Protelion, die IT-Lösungen für die kritische Infrastruktur bereithält, ist offenbar eng mit Russland verwoben.

„Jede Umspannstation, jedes Kraftwerk, jede Pipeline“ könne angegriffen werden

Angesichts der Verwundbarkeit der kritischen Infrastruktur und der Unterwanderung ausländischer Geheimdienste sogar in die sensibelsten Bereiche der Sicherheitsarchitektur rückt die Gefahr von sogenannten hybriden Attacken in Deutschland näher. Selbst der Anschlag auf den Bahn-Fernverkehr am Samstag in Norddeutschland könnte auf russische Profis zurückzuführen sein, so Terrorismus-Experte Peter Neumann.

  Bundeswehr-General Carsten Breuer warnt vor diesem Hintergrund eindringlich: „Jede Umspannstation, jedes Kraftwerk, jede Pipeline“ könne angegriffen werden und ein mögliches Ziel sein, sagte der Befehlshaber des neuen territorialen Führungskommandos der Bundeswehr der „Bild am Sonntag“. Die Bundeswehrführung stelle sich daher „vor allem auf hybride Bedrohungen ein“.

Dazu zählte der General insbesondere „Einflussnahmen, mit Anschlägen auf Infrastruktur und mit Cyberangriffen, oder zum Beispiel Aufklärungsflüge mit Drohnen über Kasernen“. Die Sicherheitsbehörden müssten sich auf diese Bedrohungslage einstellen. „Deutschland muss mit seinen Sicherheitsbehörden ein Auge darauf und ein Ohr daran haben, wogegen mögliche Anschläge geplant werden, was die wahrscheinlichsten Szenarien sind“, sagte er.

Jeder muss sein Verhalten ändern: Vorräte anlegen, Taschenlampe, Batterien bereithalten

Angesichts der neuen Bedrohungslage forderte Breuer alle Deutschen auf, ihr Verhalten zu ändern. Der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine habe gezeigt, dass Krieg in Europa wieder möglich sei. Das habe Konsequenzen für jeden Bürger. „Jedem sollte klar sein, dass er sein individuelles Verhalten ändern sollte.“ Dazu gehört laut Breuer alles, was „unsere Widerstandskraft“ stärke. Das reiche von der mentalen Einstellung bis zur Vorratshaltung zu Hause. Konkret empfahl der Befehlshaber des Bundeswehr-Führungsgremiums die Anschaffung einer Taschenlampe und genügend Batterien.

Breuer zeigte sich überzeugt, dass sich Deutschland im Ernstfall verteidigen könne. „Militärisch haben wir einen Schritt nach vorne gemacht. Den Einflussnahmen, denen wir derzeit ausgesetzt sind, können wir jedenfalls sehr viel entgegensetzen“, sagte der General. Zugleich warnte er davor, die nuklearen Drohungen aus Russland zu unterschätzen. „Unsere Lebensweise, unsere Werte, unsere gesamte Gesellschaft“ seien bedroht. „Wenn wir das nicht alles aufgeben wollen, müssen wir diese Bedrohungen sehr ernst nehmen.“ Breuer rief aber auch dazu auf, „einen kühlen Kopf“ zu bewahren und „besonnen“ zu sein. Hysterie sei „ein schlechter Ratgeber“.