Bundesregierung legt sich fest: Kein neuer Lockdown zulasten Geimpfter
Kanzleramtschef Braun macht Hoffnung, dass sich die Einschränkungen vom vergangenen Winter nicht wiederholen.

Kanzleramtschef Helge Braun macht Geimpften Hoffnung, dass es für sie auch bei einer neuen Corona-Welle keinen neuen Lockdown geben dürfte - vorausgesetzt die Impfungen behaupten sich auch gegen Varianten des Coronavirus. „Solange unsere Impfung sehr gut wirkt, kommt ja ein Lockdown zulasten derer, die vollständig geimpft sind, auch nicht infrage“, sagte der CDU-Politiker dem Nachrichtenradio MDR Aktuell in einem am Freitag veröffentlichten Interview. „Sondern denjenigen, die geimpft sind, kann man dann auch die Normalität ermöglichen - den Besuch im Konzert genauso wie das Einkaufen.“

Das Robert Koch-Institut habe gesagt, Menschen mit vollständigem Impfschutz nähmen am epidemiologischen Geschehen nicht mehr wesentlich teil. Dies habe sich noch hauptsächlich auf die Alpha-Variante des Coronavirus bezogen, führte Braun aus. Geimpfte seien selber nicht mehr wirklich gefährdet, und sie gefährdeten auch keine anderen. „Dann gibt es auch keinen Grund, denjenigen zu einer Reduzierung ihrer Kontakte zu raten.“
Braun machte zudem deutlich, dass wegen der zunehmenden Zahl von Geimpften bei der Bewertung der Corona-Lage künftig weitere Faktoren an Gewicht gewinnen. Die Inzidenzwerte würden weiter eine wichtige Rolle spielen, „weil sie natürlich eine Aussage darüber treffen, wie viele Leute sich neu mit Corona infizieren“, sagte er. „Aber wenn wir jetzt in der Situation sind, dass eine hohe Zahl von Bürgern geimpft ist, müssen wir natürlich weitere Faktoren einbeziehen.“ Ganz wichtig sei die Frage, wie gut die Impfung gegenüber neuen Varianten wie Delta ist.
Millionen Menschen weiterhin im Corona-Lockdown
In anderen Ländern hat die Ansteckungswelle mit der Delta-Variante zu neuen Einschränkungen geführt. Die Behörden in Myanmar haben angesichts steigender Corona-Infektionszahlen Ausgangssperren für mehr als zwei Millionen Menschen angeordnet. Wie lange die Beschränkungen anhalten sollen, gaben die Gesundheitsbehörden am Freitag nicht bekannt. Die australische Regierung will vorerst pro Woche nur noch 3000 Menschen ins Land lassen, um die steigenden Corona-Infektionszahlen einzudämmen. Die Begrenzung der ankommenden Flüge solle eine weitere Ausbreitung des Coronavirus verhindern, sagte Premierminister Scott Morrison am Freitag. Mehr als zehn Millionen der insgesamt 25 Millionen Bürger Australiens sind derzeit von Ausgangsbeschränkungen betroffen, berichtete die Zeitung „The Australian“ am Dienstag.
In Bangladesch hat gerade erst ein strikter landesweiter Lockdown begonnen. Neben der Polizei kontrollierte am Donnerstag auch die Armee, ob sich die Menschen im 160-Millionen-Einwohner-Land an die Einschränkungen halten. Demnach dürfen die Leute vorerst eine Woche lang das Haus nur aus gutem Grund verlassen - etwa um Essen oder Medikamente zu kaufen oder um Beerdigungen zu besuchen.