Anruf von der Kanzlerin : Merkel dankt den Gesundheitsämtern
Städte und Landkreise verlangen mehr Mittel auf Dauer für die Wächter gegen Krankheiten.

Berlin/Halberstadt – Anruf von Kanzlerin Angela Merkel (CDU): Sie dankte dem Gesundheitsamt in der sachsen-anhaltinischen Kreisstadt Halberstadt für seine Arbeit bei der Bewältigung der Corona-Seuche – stellvertretend für alle 375 deutschen Gesundheitsämter.
Der Anruf überdeckte aber einen Konflikt nicht. Städtetag, Landkreistag sowie Städte- und Gemeindebund kritisierten den Plan der Bundesregierung, 105 mobile Teams zu schulen, um die Ämter bei der Nachverfolgung von Infektionen zu unterstützen. Außerdem sollen die Ämter 50 Millionen Euro für die Digitalisierung erhalten.
Kommunalen Spitzenverbände fürchten Doppelarbeit

Die kommunalen Spitzenverbände vermissen eine rechtliche Grundlage und fürchten Doppelarbeit, vor allem wollen sie statt „punktueller“ Hilfen eine dauerhaft verbesserte Finanzausstattung der Gesundheitsämter.
Unterdessen hielt es Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) für nötig, Länder und Kommunen zu konsequentem
Durchgreifen gegen die Pandemie aufzufordern. „Wir brauchen das beherzte, umfassende Vorgehen vor Ort.“ Es sei wichtig, alle Infektionen sofort nachzuvollziehen und Kontaktpersonen zu isolieren. Nur dann könne verhindert werden, dass die Zahlen auch bundesweit wieder anstiegen.
Lockerungen: Weitgehend freie Hand für Länder
Ein Hinweis, dass das so kommen könnte, zeigen Zahlen des Robert-Koch-Instituts vom Wochenende. Danach stieg die Reproduktionszahl von Mittwoch auf Sonntag von 0,65 auf 1,13. Hundert Infizierte stecken also 113 statt 65 Menschen an.
Der Bund hatte den Ländern letzte Woche weitgehend freie Hand für die Lockerung der Auflagen gegeben. Allerdings sollen in Städten und Kreisen wieder strikte Beschränkungen greifen, wenn binnen einer Woche über 50 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner registriert werden. Das galt zuletzt für die Landkreise Greiz und Sonneberg (Thüringen), Coesfeld (NRW) und Steinburg (Schleswig-Holstein).