Gespräch zum Ukraine-Krieg

Bundeskanzler Scholz telefoniert 90 Minuten mit Präsident Putin

Der Kanzler drängte in dem Telefonat auf eine diplomatische Lösung, wie der Regierungssprecher mitteilte.

Teilen
Bundeskanzler Olaf Scholz hat den Gesprächsfaden mit Wladimir Putin wieder aufgenommen. Das letzte Gespräch dieser Art gab es Ende Mai. 
Bundeskanzler Olaf Scholz hat den Gesprächsfaden mit Wladimir Putin wieder aufgenommen. Das letzte Gespräch dieser Art gab es Ende Mai. dpa/Christophe Gateau

Nach mehreren Monaten hat Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) erstmals wieder mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin telefoniert. In dem 90-minütigen Gespräch habe Scholz am Dienstag darauf gedrungen, dass es so schnell wie möglich zu einer diplomatischen Lösung des russischen Krieges in der Ukraine komme, die auf einem Waffenstillstand, einem vollständigen Rückzug der russischen Truppen und Achtung der territorialen Integrität und Souveränität der Ukraine basiere, teilte Regierungssprecher Steffen Hebestreit mit.

Lesen Sie auch: Papst in Crash-Panik? Vatikan holt sämtliche Vermögenswerte zurück, was steckt dahinter?<<

„Der Bundeskanzler betonte, dass etwaige weitere russische Annexionsschritte nicht unbeantwortet blieben und keinesfalls anerkannt würden“, so Hebestreit weiter.

Die Mitteilung des Kremls zu dem Telefonat ließ auf keinerlei Einlenken Putins schließen. Der Präsident habe den Kanzler auf die „himmelschreienden Verstöße“ der Ukrainer gegen das humanitäre Völkerrecht aufmerksam gemacht, hieß es. Die ukrainische Armee beschieße Städte im Donbass und töte dort Zivilisten.

Putin nennt Russland zuverlässigen Gas-Lieferanten

Im Streit über Gaslieferungen betonte Putin demnach, dass Russland ein zuverlässiger Lieferant sei. Westliche Sanktionen verhinderten aber eine ordnungsgemäße Wartung der Ostsee-Pipeline Nord Stream 1. Berlin hält diese bereits mehrfach vorgebrachte Begründung für den Lieferstopp über die Pipeline für vorgeschoben.

Das zuvor letzte Gespräch von Scholz mit Putin gab es Ende Mai

Scholz hatte nach Angaben eines Regierungssprechers zuletzt Ende Mai mit Putin telefoniert. Damals sprachen Scholz und der französische Staatspräsident Emmanuel Macron gemeinsam mit dem russischen Präsidenten.

Lesen Sie auch: „Dramatische Konjunkturlage“ – Arbeitgeber-Chef warnt Scholz vor Bruchlandung: Unternehmen geht die Puste aus!<<

Seit dem Telefonat im Mai hat es im Kriegsgebiet weitere dramatische Entwicklungen gegeben. So ging es in dem Gespräch am Dienstag nach Angaben der Bundesregierung nun auch um die Lage am Atomkraftwerk Saporischschja. Scholz habe die Notwendigkeit betont, die Sicherheit des von russischen Kräften besetzten Atomkraftwerks zu gewährleisten. Zudem habe er gefordert, jegliche Eskalationsschritte zu vermeiden und die im Bericht der Internationalen Atomenergieagentur empfohlenen Maßnahmen umgehend umzusetzen, teilte Hebestreit mit. Putin sagte, für die Gefahr eines Nuklearunfalls seien die Ukrainer durch ihren dauernden Beschuss des AKW verantwortlich.

Menschen stehen im ukranischen Ort Werbiwka vor einem Lyzeum, das durch Beschuss von russischen Truppen zerstört wurde.&nbsp;
Menschen stehen im ukranischen Ort Werbiwka vor einem Lyzeum, das durch Beschuss von russischen Truppen zerstört wurde. dpa/Ukrinform

Lesen Sie auch: Wahlkampf-Panne bei der AfD: Mini-Penisse für zwischendurch! >>

Ukraine gelang es, große Gebiete zurückzugewinnen

Thema war nach Angaben Hebestreits auch die globale Lebensmittellage, die infolge des russischen Angriffskrieges besonders angespannt ist. Russland hatte die Ukraine Ende Februar überfallen. Seither wehrt sich das Land auch mit Unterstützung aus dem Westen gegen die Angreifer. In den vergangenen Tagen gelang es ukrainischen Truppen, große Gebiete zurückzugewinnen.