Avocados sind heiß begehrt, auch kriminelle Banden wittern ein lukratives Geschäft.
Avocados sind heiß begehrt, auch kriminelle Banden wittern ein lukratives Geschäft. imago/ZUMA Wire

Avocados gelten als gesunde grüne Superfrucht, die Nachfrage ist groß. Auch für deutsche Supermärkte gehört Südafrika zu den großen Lieferanten. Doch seit das „grüne Gold“ in Europa immer beliebter wird, ist ein Kampf um die Früchte entbrannt. Denn jetzt entdecken kriminelle Banden das profitable Geschäft. Ganze Farmen werden nachts leer geplündert. Die Produzenten rüsten auf.

„Meine größte Angst ist, dass die Situation kippt: dass es Tote geben wird“, sagt Zander Ernst. Der südafrikanische Farmer stapft mit hochgekrempelten Ärmeln durch scheinbar endlos lange Reihen von Avocado-Bäumen mit satten, reifen Früchten in Tzaneens Hügellandschaft.

Nachts werden die Plantagen bewacht

Allesbeste heißt das Familienunternehmen von Zander Ernst. Es betreibt eine der größten Avocado-Farmen in Südafrika und beliefert in Deutschland den Discounter Lidl. Die Lage der Farm ist fast idyllisch – wären da nicht meterhohe Elektrozäune und Stacheldraht, die die Plantage schützen.

Arbeiter bei der Avocado Ernte in Südafrika: Das Land ist einer der größten Exporteure. 
Arbeiter bei der Avocado Ernte in Südafrika: Das Land ist einer der größten Exporteure.  dpa/Nicole Macheroux-Denault/ICUC productions

Nachts patrouillieren dort private Sicherheitsdienste, denn in Südafrika hat die organisierte Kriminalität Avocados längst entdeckt. „Das sind schon kartellartige Strukturen. Wenn wir uns nicht schützen, dann klauen diese Banden in einer einzigen Nacht unsere gesamte Avocado-Ernte“, sagt Ernst.

Schaden durch Diebstahl von 1,6 Millionen Euro

Südafrika ist einer der zehn größten Avocado-Exporteure in der Welt. „Dieses Jahr rechnen wir mit einem Export von 66.000 Tonnen“, sagt Derek Donkin, Chef des Subtropischen Farmerverbandes in Südafrika, und betont: „Deutschland ist einer unserer größten Märkte.“

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Wie hoch der Verlust der Industrie durch den Diebstahl dieses Jahr bereits ist, vermag Donkin nicht zu beziffern. „Aber ganz offensichtlich sind es hohe Verluste“, sagt er. Eine Verbandsstudie bezifferte den Schaden schon im Jahr 2018 nur für die Region Tzaneen auf 1,6 Millionen Euro.

Die Erfahrungen von Farmer Ernst deuten darauf hin, dass sich die Banden in den vergangenen drei Jahren offensichtlich zunehmend besser organisierten. Vor einigen Monaten wurden auf der Nachbarfarm zehn Hektar Avocado-Bäume leer geplündert. „Das entspricht 150 Tonnen“, rechnet Ernst vor. In Europa erzielt er acht bis zwölf Euro pro Kilo.

Die Diebe kommen meist am frühen Morgen, graben Tunnel unter Elektrozäune oder waten durch Flüsse an der Grenze der Plantage. Die Gefahr, von Krokodilen oder Nilpferden angefallen zu werden, schreckt sie nicht.

Polizei verschont die Diebesbanden

An oft wechselnden Orten werden die hastig von den Bäumen gerissenen Früchte in branchenübliche Kisten oder Netze verpackt und landen in örtlichen Supermärkten oder an Straßenständen. Es ist ein lukratives Geschäft. Und Diebe, die von der Polizei erwischt werden, kommen oftmals gegen Ordnungsgeld wieder auf freien Fuß. „Ich glaube, Korruption spielt eine große Rolle“, vermutet Allesbeste-Manager Patrick Kjashuane.

Also bleibt nur Selbstschutz. Allesbeste investiert inzwischen bis zu 100.000 Euro pro Jahr für Sicherheitsmaßnahmen rund um die Avocado-Plantagen. „Ich habe Angst, dass sich das hochschaukelt, dass die Banden auch bewaffnet auf unsere Farm kommen. Ich werde meine Ernte nicht mit Waffengewalt verteidigen“, sagt Zander Ernst. Für Avocados werde niemand sterben.