Ein Demonstrantin während einer Kundgebung in der Wiesbadener Innenstadt (Archivbild).
Ein Demonstrantin während einer Kundgebung in der Wiesbadener Innenstadt (Archivbild). Foto: Arne Dedert/dpa

Der in der Affäre um die rechtsextreme Drohschreiben-Serie „NSU 2.0“ in Landshut vorübergehend festgenommene Ex-Polizist hat die Vorwürfe gegen ihn entschieden zurückgewiesen. Das bestätigte die Frankfurter Staatsanwaltschaft am Dienstag. Er habe nichts mit den Drohmails zu tun und wisse auch nicht, wer dahinterstecke, sagte der 63-Jährige im Gespräch mit «Süddeutscher Zeitung», NDR und WDR. Jemand wolle offenbar gezielt die Polizei auf eine falsche Spur lenken.

Wie der Beschuldigte der „Landshuter Zeitung“ sagte, soll sein Name samt Anschrift „und allem Pipapo“ am Ende der Drohmail stehen, die zu seiner Festnahme führte. „Da stehen äußerst unflätige Sachen wie Verbrennen und Vergasen drinnen“, sagte der Mann der Zeitung. „Ein unterirdischer Schreibstil, der nicht mir entspricht.“ Er sprach von einer Kampagne gegen sich.

Am vergangenen Freitag waren der ehemalige Polizeibeamte und seine 55 Jahre alte Ehefrau festgenommen, kurz darauf aber wieder auf freien Fuß gesetzt worden. Die Frankfurter Staatsanwaltschaft verdächtigt das Ehepaar, mehrere Schreiben mit beleidigenden, volksverhetzenden und drohenden Inhalten an Bundestagsabgeordnete und verschiedene andere Adressaten verschickt zu haben. Demnach handelt es sich konkret um sechs E-Mails, die im Juli verschickt worden sind.

Der Ex-Polizist soll schon in der Vergangenheit wegen rechtsmotivierter Straftaten bei der Polizei in Erscheinung getreten sein. Dabei gehe es um Volksverhetzung und Beleidigung, sagte eine Sprecherin der Frankfurter Staatsanwaltschaft.

Unter den Adressaten der Drohbriefe waren die Kabarettistin İdil Baydar und die Frankfurter Anwältin Seda Basay-Yildiz. Die Juristin hatte im Münchner Prozess um die Morde des „Nationalsozialistischen Untergrunds“ (NSU) Opferfamilien vertreten. Über Basay-Yildiz, Baydar und die hessische Linken-Fraktionschefin Janine Wissler waren zuvor persönliche Daten von Polizeicomputern in Frankfurt und Wiesbaden abgerufen worden.

Es gibt nach Worten einer Sprecherin der Staatsanwaltschaft Frankfurt allerdings keine Anhaltspunkte dafür, dass der ehemalige Polizist und seine Frau auch im Zusammenhang mit dem Abruf persönlicher Daten von hessischen Polizeicomputern stehen. (dpa)