Kritische Bauteile könnten genutzt werden, um das Telekommunikationsnetz in Deutschland abzuschalten.
Kritische Bauteile könnten genutzt werden, um das Telekommunikationsnetz in Deutschland abzuschalten. Martin Meissner/AP

Lange haben Kritiker gewarnt, nun scheint es neue Befürchtungen geben. Ein Untersuchung des Bundesinnenministeriums soll auf mögliche Schwachstellen in Bauteilen der Netzwerktechnik chinesischer Hersteller warnen. Diese könnten im Falle eines Konfliktes für eine Abschaltung des Mobilfunknetzes in Deutschland genutzt werden, wie das US-Magazin Politico unter Berufung auf deutsche Sicherheitskreise berichtet.

In der Vergangenheit hatten Kritiker der Zulassung chinesischer Firmen für den Netzausbau vor allem vor möglicher Spionage und Sicherheitslücken gewarnt. Doch durch mögliche Schwachstellen in Komponenten kommen ganz andere Probleme in Bezug auf die Netzausrüster auf. So könnte die chinesische Regierung im Falle eines Konfliktes mit Deutschland das Handynetz abschalten, lautet die Befürchtung.

Sicherheitsüberprüfung warnt vor möglicherweise angreifbaren Bauteilen

Bereits im März hatte die Bundesregierung eine Überprüfung „sicherheitsrelevanter“ Komponenten der chinesischen Firmen Huawei und ZTE angekündigt. Diese sollte laut Handelsblatt herausfinden, mit welchen Bauteilen möglicherweise „politische Macht“ ausgeübt werden könnte.

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Wie Politico kürzlich berichtete habe eine Komponente bei der Überprüfung besondere Sorgen hervorgerufen. So sei ein Bauteil des Energiemanagements des Ausrüsters Huawei auf dem Radar des Bundesinnenministeriums, berichtet das US-Magazin aus einer nicht-öffentlichen Sitzung des Ausschusses für Digitales des Bundestages. Dort hatten Experten des Bundesinnenministerium, des Bundesnachrichtendienstes und vom Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik die Abgeordneten informiert.

Besonders Technik des Anbieters Huawei bereitet dem Bundesinnenministerium wohl Sorgen.
Besonders Technik des Anbieters Huawei bereitet dem Bundesinnenministerium wohl Sorgen. Mark Schiefelbein/AP

Huawei streitet Bericht ab

Der Test bestätigt die Befürchtungen der Kritiker, die vor möglichen Sicherheitslücken bei Bau und Ausrüstung kritischer Infrastruktur durch chinesische Firmen gewarnt hatten. Deutschland hat trotz Warnungen, vor allem aus den USA und von anderen Nato-Partnern, weiter die Teilnahme von chinesischen Firmen an den Ausschreibungen zum Netzausbau zugelassen.

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Huawei hingegen streitet die Berichte ab. „Wir wurden von keiner Behörde über ein Risiko im Zusammenhang mit einer Energiemanagementkomponente informiert“, sagte Patrick Berger, Medienchef von Huawei, gegenüber Politico. „Cybersicherheit und Datenschutz haben bei Huawei höchste Priorität“, fügte er hinzu.

Anbieter wurden gewarnt

Die Überprüfungen durch das Bundesinnenministerium sollen unterdessen noch bis mindestens Oktober weiterlaufen. Das Ministerium hat derweil alle Netzanbieter gebeten, eine Liste mit sicherheitsrelevanten Komponenten der Netze bereitzustellen. So wies das Ministerium in der zweiten Märzwoche in einem Schreiben an mehrere Unternehmen der Branche darauf hin, dass es künftig nicht nur um die Prüfung erstmalig eingesetzter kritischer Bauteile von Huawei gehen werde, sondern auch um den weiteren Einsatz. Mit anderen Worten: Diese müssten gegebenenfalls ersetzt werden.

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Wie das Handelsblatt schreibt, werden die Anbieter die Technik womöglich austauschen müssen. Die Kosten dafür müssten sie dann vermutlich aus eigener Tasche tragen. Die Unternehmen werden sich dabei schwerlich darauf beruf können, dass sie nicht gewarnt worden seien. Mit Bezug auf den Ausbau der Netze mit Komponenten chinesischer Hersteller hatte unter anderem der SPD-Abgeordnete und Digitalexperte Falko Mohrs im Dezember 2019 gewarnt: „Ich wäre an Stelle der Firmen sehr zurückhaltend.“