Castorbehälter aus dem inzwischen abgeschalteten Atomkraftwerk in Lubmin bei Greifswald.
Castorbehälter aus dem inzwischen abgeschalteten Atomkraftwerk in Lubmin bei Greifswald. imago

Wie groß das Sicherheitsrisiko um Atomkraftwerke ist, erlebt die Welt jeden Tag rund um das größte Kernkraftwerk Saporischschja in der Ukraine: Das riesige Atomkraftwerk mit fünf Reaktorblöcken liegt im Südosten der Ukraine, mitten im Kriegsgebiet und wurde mehrfach gezielt beschlossen, offenbar von Russland, das dies allerdings bestreitet. Würde die Sicherheitsummantelung um die Kernbrennstäbe oder andere sicherheitsrelevante Teile beschädigt werden, könnte das Kraftwerk zu einem Strahlenrisiko für ganz Europa werden.

200 Kilo C4-Sprengstoff aus dänischem Militärdepot entwendet – sollte er in deutschem AKW explodieren?

Mit ähnlichen Ängsten operieren Terrorgruppen seit längerem. Zum Glück sind derartige Planspiele bislang noch nicht in die Tat umgesetzt worden, doch einem Bild-Bericht zufolge sollen Kriminelle konkrete Anschlagspläne gegen ein deutsches Atomkraftwerk verfolgt haben.

Hintergrund ist ein Polizeieinsatz vom 20. August im niedersächsischen Asendorf. Zusammen mit Sprengstoffexperten und einem gepanzerten Fahrzeug hatten Polizisten ein Waldgrundstück gestürmt. Laut Bild sollen die Ermittler bei dem Einsatz vergeblich nach 200 Kilo C4-Sprengstoff gesucht haben, der vor acht Jahren aus einem Militärdepot in Dänemark nach Deutschland geschmuggelt worden sein soll.

Angriffsziel soll das stillgelegte DDR-Atomkraftwerk Lubmin gewesen sein – nebenan liegt ein Atom-Zwischenlager

Der Bericht bringt diesen Einsatz in den Zusammenhang mit einer Festnahme in Hamburg: Wie eine Sprecherin der Staatsanwaltschaft bestätigte, sitzt ein 34-Jähriger wegen des Verdachts auf Verstöße gegen das Waffen- und Kriegswaffenkontrollgesetz seit dem 21. August in Haft. Bei dem Zugriff in zwei Wohnungen fanden Polizisten unter anderem eine Maschinenpistole und einen Schalldämpfer. Zum Bild-Bericht, nachdem dieser mit einem weiteren Verdächtigen mit dem mutmaßlichen Sprengstoff einen Anschlag geplant hätten, sagte die Sprecherin wörtlich: „Es gibt keine validen Anhaltspunkte für einen Anschlag auf was auch immer.“

Die Bild beruft sich bei ihrem Bericht auf Recherchen, wonach die Behörden einen Hinweis erhalten haben sollen, Anschlagsziel sei ein stillgelegtes Atomkraftwerk gewesen. Dabei handelt es sich um das ehemalige DDR-Kernkraftwerk Lubmin bei Greifswald. Bekannt wurde dieses in der Wendezeit wegen einer Reihe bis dahin nicht öffentlich gemachter Störfälle und erheblicher Sicherheitsprobleme.

Zwar wurde das AKW Lubmin vor diesem Hintergrund bereits kurz nach der Wende 1990 abgeschaltet und 1995 stillgelegt. In der Ruine sind jedoch weiterhin radioaktiv verstrahlte Objekte, die in einem aufwendigen Rückbau dekontaminiert werden müssen. Direkt neben dem stillgelegten Kraftwerk liegt ein Zwischenlager, in dem radioaktive Materialen aufbewahrt werden, bis sie in einem Endlager lagern sollen. Tatsächlich gibt es aber bis heute in Deutschland kein einziges betriebsfertiges Endlager.