Chef der Wagner-Söldner

Prigoschin gestorben – erklärt Wagner-Gruppe auf Telegram

Das Flugzeug des Wagner-Chefs Jewgeni Prigoschin soll nordwestlich von Moskau abgestürzt sein. Der Söldner-Chef soll dabei laut eines Wagnernahen Telegram-Kanals gestorben sein.

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Soll bei Flugzeugabsturz umgekommen sein: Jewgeni Prigoschin, Chef der Söldnergruppe Wagner. Das Bild soll von einem Afrika-Besuch stammen.
Soll bei Flugzeugabsturz umgekommen sein: Jewgeni Prigoschin, Chef der Söldnergruppe Wagner. Das Bild soll von einem Afrika-Besuch stammen.Uncredited/Razgruzka_Vagnera telegram channel/AP

Der russische Söldnerführer Jewgeni Prigoschin (62) soll genau zwei Monate nach seinem Marsch auf Moskau beim Absturz eines Flugzeugs in Russland getötet worden ein.

Prigoschin ist nach Angaben des Wagnernahen Telegram-Kanals „Grey Zone“ vom Mittwoch gestorben. Von offizieller Seite steht eine Bestätigung noch aus. Laut russischen Behördenangaben stand Prigoschins Name auf der Passagierliste des abgestürzten Flugzeugs.

In einem Beitrag seiner Wagner-Gruppe auf Telegram hieß es: „Jewgeni Wiktorowitsch Prigoschin, Leiter der Wagner-Gruppe, Held Russlands, ein wahrer Patriot seines Vaterlandes, starb durch die Taten von Verrätern an Russland. Aber selbst in der Hölle wird er der Beste sein! Ruhm für Russland!“ Die Wagner-Gruppe nutzte den Kanal bisher, um Videos von Prigoschin zu verbreiten.

Prigoschins Name stehe auf der Passierliste des abgestürtzten Flugzeuges, das teilte die Luftfahrtbehörde Rosawiazija am Mittwochabend mit. Dies meldeten auch russischen Agenturen. Auf der Liste steht auch der Name des Wagner-Kommandeurs Dmitri Utkin, teilte der Wagner-Telegram-Kanal mit. Alle zehn Personen an Bord des Flugzeugs seien vorläufigen Informationen zufolge ums Leben gekommen, so der russische Zivilschutz. Die Absturzursache ist noch nicht bekannt.

Die Maschine vom Typ Embraer Legacy sollte von Moskau nach St. Peterburg fliegen, wo Prigoschins Firmen ihren Sitz haben. Sie stürzte demnach im Gebiet Twer bei dem Ort Kuschenkino mehr als 200 Kilometer von Moskau entfernt ab. An Bord waren auch drei Mann Besatzung.

Nach dem Absturz des Flugzeugs in Russland verbreitetet Prigoschins Internetmedium die Version eines gezielten Abschusses. Die Maschine sei über dem Gebiet Twer von der Flugabwehr abgeschossen worden, hieß es auf dem Telegram-Kanal „Grey Zone“. Überprüfbar war die Behauptung nicht. Russlands Präsident Wladimir Putin hat sich bisher nicht zu dem Flugzeugabsturz geäußert.

Genau zwei Monate nach dem Marsch auf Moskau stürzt Prigoschins Maschine ab

Prigoschin hatte auf den Tag genau vor zwei Monaten mit seiner Privatarmee Wagner gegen die russische Führung gemeutert, wobei die Hintergründe dieser Ereignisse bis heute unklar sind. Präsident Wladimir Putin nannte ihn einen Verräter. Die Meuterei endete damit, dass Prigoschin und Tausende seiner Bewaffneten nach Belarus gehen konnten. Der Söldnerführer hatte sich zuletzt am Montag mit einem Video angeblich aus Afrika gemeldet.

Die von ihm aufgebaute Söldnertruppe hatte für Russland erst inoffizielle Spezialaufträge in Syrien, später auch in mehreren Staaten Afrikas erfüllt. Im Angriffskrieg auf die Ukraine warb Prigoschin Häftlinge aus russischen Gefängnissen an. Die Truppe erlitt schwere Verluste in den Kämpfen um die ostukrainische Stadt Bachmut. Priogoschin warf der Moskauer Militärführung Unfähigkeit und Korruption vor.

Priogschin hatte selbst im Gefängnis gesessen und später Karriere als Hoflieferant für den Kreml gemacht, daher rührt sein Beiname „Putins Koch“. Er soll auch der Geschäftsmann hinter den Trollfabriken in St. Petersburg gewesen sein, die über soziale Netzwerke massiven Einfluss auf westliche Länder nehmen.

Prigoschin marschierte am 23. Juni mit Wagner-Söldnern Richtung Moskau

Nach dem russischen Überfall auf die Ukraine, an dem die Wagner-Truppen maßgeblich beteiligt waren, geriet Prigoschin zunehmend mit dem russischen Verteidigungsministerium und Präsident Wladimir Putin in Konflikt. Prigoschins enger Vertrauter Surowikin wurde kaltgestellt, er war von Oktober 2022 bis Januar 2023 Oberbefehlshaber der russischen Einheiten in der Ukraine und galt als einer der wichtigsten Verbündeten Prigoschins in der russischen Armee.

Am 23. Juni 2023 rief Prigoschin offen zum Aufstand gegen den Kreml auf und marschierte mit den Wagner-Truppen auf Moskau zu. Am Abend des 24. Juni brach er den Aufstand nach Vermittlung des belarussischen Diktators Aljaksandr Lukaschenka ab. Prigoschin setzte sich danach mit Wagner-Söldnern nach Belarus ab, tauchte aber bei mindestens einer offiziellen Konferenz wieder in Moskau auf.

US-Präsident Joe Biden nicht überrascht von Flugzeugabsturz

US-Präsident Joe Biden hat wenig überrascht auf den Flugzeugabsturz in Russland reagiert, bei dem der russische Söldnerführer Jewgeni Prigoschin getötet worden sein soll. Er wisse nicht genau, was passiert sei, er sei aber nicht überrascht, sagte Biden am Mittwoch am Rande eines Urlaubsaufenthaltes im US-Bundesstaat Kalifornien.

Auf die Frage von Reportern, ob seiner Ansicht nach Russlands Präsident Wladimir Putin hinter dem Absturz stecke, sagte Biden: „Es gibt nicht viel, was in Russland passiert, hinter dem Putin nicht steckt.“ Er wisse aber nicht genug, um dies beantworten zu können.