Zugausfälle, ständig Verspätungen: Millionen Fahrgäste forderten von der Bahn deswegen Entschädigungen.
Zugausfälle, ständig Verspätungen: Millionen Fahrgäste forderten von der Bahn deswegen Entschädigungen. imago/Arnulf Hettrich

2022 waren die Fernzüge der Bahn so unpünktlich unterwegs wie lange nicht. Und allein deshalb war vergangenes Jahr für die Deutsche Bahn ganz schön teuer! Wegen Verspätungen und Zugausfällen musste die Bummel-Bahn eine Rekordsumme an Entschädigungen an Kunden auszahlen. Insgesamt musste das Unternehmen 92,7 Millionen Euro berappen, das waren 54,5 Millionen Euro mehr als noch 2021, berichtete die „Rheinische Post“ unter Berufung auf einen Sprecher der Bahn.

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Grund ist die sprunghaft angestiegene Zahl der eingereichten Reklamationen: Im vergangenen Jahr wurden rund 3,8 Millionen Entschädigungsanträge bearbeitet. „Das sind rund 2,2 Millionen Fälle mehr als 2021“, sagte der Sprecher. Die gestiegenen Antragszahlen hätten mehrere Gründe: So sei nach den Corona-Jahren 2020 und 2021 die Zahl der Reisenden wieder stark angestiegen.

Außerdem hatte insbesondere die hohe Bautätigkeit auf dem an vielen Stellen überalterten und überlasteten Netz den Fernverkehr 2022 kräftig ausgebremst.

Online-Reklamationen einfacher als per Formular

Darüber hinaus können die Kunden seit Juni 2021 ihre Entschädigung auch online einfordern. Das dauere nur wenige Minuten „und wird entsprechend häufiger genutzt als vorher das Verfahren ausschließlich über das analoge Fahrgastrechteformular“, sagte der Sprecher. Verspätet sich ein Zug um eine Stunde, stehen Kunden 25 Prozent des Ticketpreises zu. Ab zwei Stunden ist es bereits die Hälfte.

Bahnchef Richard Lutz hatte bei seiner Bilanzpressekonferenz in der vergangenen Woche erhebliche Probleme bei der Pünktlichkeit der Bahn eingeräumt. Sie sank im Fernverkehr von 75,2 Prozent im Jahr 2021 auf nur noch 65,2 Prozent in 2022. Und selbst die schlechten Zahlen sind noch geschönt. Als verspätet wird ein Zug nämlich nur in die Statistik aufgenommen, wenn er mit mehr als sechs Minuten Verzögerung ankommt. Die zahlreichen Zugausfälle werden nicht berücksichtigt.