Ausländische Firmen zweifeln am Wirtschaftsstandort Deutschland
Es gibt auch Gutes, aber Deutschland sei langsam, bürokratisch, teuer, und bei der Digitalisierung katastrophal

Die gute Nachricht zuerst: Deutschland ist politisch stabil, sagen 80 Prozent von befragten 360 Finanzchefs deutscher Tochterunternehmen ausländischer Firmen. 81 Prozent finden den Lebensstandard toll, 80 Prozent die öffentliche Sicherheit, und für 56 Prozent liegt Deutschland als Forschungsstandort in Europas Spitzengruppe. 38 Prozent sehen das bei der Verfügbarkeit qualifizierter Arbeitskräfte so. Damit hat es sich aber: Der Rest ist Mist.
„Zu teuer und zu langsam bei der Transformation“, befanden die Finanzer bei der Umfrage der KPMG-Wirtschaftsprüfungsgesellschaft, und deshalb würden ausländische Konzerne ihre Investitionen zurückfahren.
Starker Rückgang bei Investitionsplänen in Deutschland
Demnach planen nur noch 19 Prozent der europäischen, chinesischen, japanischen und US-amerikanischen Firmen, in den kommenden fünf Jahren mindestens zehn Millionen Euro pro Jahr in Deutschland zu investieren. Vor vier Jahren wollten dies noch 34 Prozent.
Als größtes Investitionshemmnis nannten die Konzernvorstände eine unzureichende digitale Infrastruktur. Für neun Prozent der Befragten ist sie „die schlechteste in der EU“, für weitere 24 Prozent zählt sie „zu den fünf schlechtesten in der EU“. Hier habe Deutschland „im EU-Vergleich weiter an Wettbewerbsfähigkeit verloren“, erklärte KPMG.
Deutschland teuer bei Strom, Steuern, Arbeitskosten
Ein weiteres Ergebnis der Umfrage: „Deutschland ist zu teuer - bei Strom, Steuern und Arbeitskosten.“ Bei Industriestrom sei Deutschland mit Kosten von 18,18 Cent pro Kilowattstunde inzwischen das Schlusslicht in der EU. Das deutsche Steuersystem stuften die befragten Finanzvorstände „als nicht wettbewerbsfähig“ ein.
Bemängelt würden inzwischen auch marode Straßen, Brücken und Schienen. Nur noch 59 Prozent der befragten Konzernvorstände stuften die logistische Infrastruktur unter den Top Fünf in der EU ein.
Außerdem lägen die Arbeitskosten mit durchschnittlich 36,60 Euro pro Stunde weit über dem EU-Durchschnitt von 28,50 Euro. Aufgrund der hohen Arbeitsproduktivität hätten internationale Investoren dies bislang in Kauf genommen. Für 72 Prozent der Befragten zählte Deutschland hier zur Spitze. „Jedoch nehmen Investoren die seit 2018 währende Stagnation der Arbeitsproduktivität in Deutschland mit Sorge wahr.“
Die Attraktivität des Standorts schwinde. „Ein weiteres Anwachsen von Regulierung und Bürokratie infolge der geplanten EU-Umweltgesetzgebung“ sei eine Bedrohung für den Investitionsstandort Deutschland, warnte KPMG-Bereichsvorstand Andreas Glunz.