Eine Wärmepumpe beheizt dieses Wohnhaus. Doch für die Hälfte aller Gebäude in Deutschland ist die umweltfreundliche Heizmethode ungeeignet.
Eine Wärmepumpe beheizt dieses Wohnhaus. Doch für die Hälfte aller Gebäude in Deutschland ist die umweltfreundliche Heizmethode ungeeignet. Silas Stein/dpa

Schon ab 2024 soll Schluss sein mit dem Einbau von Öl- und Gasheizungen in Neubauten. So der gemeinsame Plan von Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) und Bauministerin Klara Geywitz (SPD). Zum Klimaschutz setzt der Gesetzentwurf verstärkt auf erneuerbare Energien und vor allem auf Wärmepumpen.

Der Plan ist in der Ampelkoalition aber heftig umstritten. Der FDP geht er zu weit, sie will den Entwurf stoppen. Und auch Forschungsinstitute bremsen die Ministerien aus. Denn nur etwa die Hälfte aller Wohngebäude in Deutschland ist für den effizienten Betrieb einer Wärmepumpe überhaupt geeignet, ergab eine Studie des Forschungsinstituts für Wärmeschutz München (FIW München) und des Instituts für Energie- und Umweltforschung (IFEU) im Auftrag des Verbandes für Dämmsysteme, Putz und Mörtel e.V. (VDPM).

„Die Bundesregierung strebt an, dass ab 2024 jährlich 500.000 neue Wärmepumpen eingebaut werden. Aber erst 9,25 Millionen aller Gebäude ist in Deutschland bisher auf den Einsatz dieser Geräte vorbereitet, also Niedertemperatur-ready“, erklärt FIW-Leiter Andreas Holm. Auf rund 10 Millionen Wohngebäude treffe das jedoch nicht zu. In diesen Gebäuden ließe sich zwar eine Wärmepumpe einbauen, sie arbeite aber deutlich ineffizienter. So liege die Leistung einer Luftwärmepumpe in einem alten Gebäude der Energieeffizienzklasse H ganze 36 Prozent unter der einer Wärmepumpe in einem Gebäude der Klasse A++.

Wärmepumpen sogar teurer als Gasheizung

Und das geht kräftig ins Geld: In einem modernen 160 Quadratmeter großen Einfamilienhaus der Energieeffizienzklasse A+ mit Wärmepumpe würden sich die durchschnittlichen Energiekosten laut der Studienautoren auf rund 470 Euro pro Jahr belaufen. Bei einer Gasheizung wären es rund 200 Euro mehr. In einem ungedämmten Haus der Klasse H würde sich der Effekt umkehren: Die Gasheizung würde dort Energiekosten in Höhe von rund 4520 Euro pro Jahr verursachen, die Wärmepumpe hingegen rund 5900 Euro.

„Das sorglose Einbauen von Wärmepumpen in ungeeignete Gebäude zieht nicht nur hohe laufende Kosten nach sich, sondern überlastet auch die Stromerzeugung, die Stromnetze und damit die Umwelt“, warnt Holm deshalb. „Je schlechter ein Gebäude gedämmt ist, desto schwieriger und unwirtschaftlicher wird der Einbau einer Wärmepumpe“, bringt es Peter Mellwig vom Institut für Energie- und Umweltforschung (IFEU) auf den Punkt.

Die Wirtschaftsweise Veronika Grimm lehnt ein Verbot für Gas- und Ölheizungen ab.
Die Wirtschaftsweise Veronika Grimm lehnt ein Verbot für Gas- und Ölheizungen ab. Michael Kappeler/dpa

Auch die Wirtschaftsweise Veronika Grimm ist gegen ein generelles Verbot für den Einbau neuer Gasheizungen. „Die Regierung könnte sich durch solche Verbote ins Knie schießen“, sagte sie der Süddeutschen Zeitung. Eine mögliche Folge seien Ineffizienzen, „wenn Betriebe kein Gas und später Wasserstoff fürs Heizen nutzen können“. Und vielleicht ließen sich wegen Fachkräftemangels und Materialengpässen auch nicht schnell genug Wärmepumpen herstellen.

Stattdessen sollte der CO₂-Preis im Wärmesektor steigen, sodass der Einbau von Gasheizungen unattraktiv und der Austausch der alten Heizungen attraktiv wird. Außerdem müsse die Ampelkoalition mehr Anreize zum Energiesparen setzen und erneuerbare Energien wie Wind und Solarenergie schneller ausbauen.