Petr Pavel (l.) und Andrej Babis vor einer Fernsehdebatte in Prag.
Petr Pavel (l.) und Andrej Babis vor einer Fernsehdebatte in Prag. Petr David Josek/AP

Die tschechische Polizei ermittelt in einem Fall mutmaßliche russischer Einmischung in den Präsidentschaftswahlkampf. Am Donnerstag waren in Tschechien E-Mails mit der Nachricht aufgeploppt, der Kandidat Petr Pavel (61) sei tot. 

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Angeblich habe Pavels Sprecheri Eva Hromádková erklärt, der pensionierte General sei in der Nacht zum Donnerstag wahrscheinlich an Herzversagen gestorben.

Pavel reagierte mit einem Tweet, dessen Text mit den Worten„ Ja, ich lebe“ beginnt.

Recherchen  des Nachrichtenportals Seznam Zpravy ergaben, dass die Mails über einen niederländisch-russischen Internetdienst (Yandex) verschickt wurden. Sie enthielten einen Link zu einer Internetseite, die den Netzauftritt Pavels imitiert.

Der „tote“ Kandidat gefällt Russland nicht

Die Affäre sorgt deshalb für Aufregung, weil er offenbar Pavel schaden soll, dessen Gegenkandidat Andrej Babis (68) ein Gegner militärischer Unterstützung der Ukraine ist.  Pavel verteidigt die Hilfe für das von Russland angegriffene Land.

Der frühere Ministerpräsident Babis liegt bei den Umfragen zur Stichwahl, zu der am Freitag und Sonnabend 8,3 Millionen Tschechen aufgerufen sind, deutlich hinter Pavel.

Andrej Babis verurteilte die Aktion als „abscheulich“. Der Milliardär hatte vor wenigen Tagen selbst von anonymen Todesdrohungen berichtet.

Heftiges Wahlkampfgetöse um Ukraine-Hilfe

Im Wahlkampf, in dem es vor allem um den Ukraine-Krieg ging, hatte er versucht, Pavel als Kriegstreiber darzustellen.

Bei einem Fernsehauftritt hatte er außerdem erklärt, unter ihm als Präsident würde Tschechien den Nato-Partnern Polen, Estland, Lettland oder Litauen nicht helfen, falls sie angegriffen würden. In Tschechien ist der Präsident formell Oberbefehlshaber.

Ministerpräsident Petr Fiala sah sich genötigt, zur Mäßigung im Wahlkampf aufzufordern, um die Interessen des Landes nicht zu gefährden.