Wissenschaftlerin skeptisch

Astrazeneca-Forscherin bezweifelt Nutzen einer Corona-Impfung für Kinder

Stecken sich Kinder mit dem Coronavirus an, verläuft die Erkrankung zumeist milde. Sollten sie dann trotzdem geimpft werden? Was denkst du?

Teilen
Professorin Sarah Gilbert, die federführende Entwicklerin des Astrazeneca-Impfstoffs.
Professorin Sarah Gilbert, die federführende Entwicklerin des Astrazeneca-Impfstoffs.dpa/John Cairns/University Of Oxford/PA Media

Stecken sich Kinder mit dem Coronavirus an, verläuft die Erkrankung zumeist milde. Doch niemand weiß, welche Spätfolgen das Virus entwickeln könnte. Andererseits ist die Wirkung und Verträglichkeit der Impfstoffe bei Kindern ungewiss. Sollten sie dann trotzdem geimpft werden?

Die federführende Entwicklerin des Astrazeneca-Impfstoffs, Sarah Gilbert, ist skeptisch und stellt den Nutzen einer Corona-Impfung für alle Kinder infrage.

Lohnt sich Impfen tatsächlich?

Die Politik sollte eine Kosten-Nutzen-Analyse machen, sagte Gilbert im Interview mit Welt und anderen europäischen Medien. Die Delta-Variante sei zum Beispiel sehr ansteckend, sodass Leute trotz zwei Impfungen mit einem milden Verlauf krank würden. Schwere Fälle und Todesfälle seien aber selten. „Wenn also die Übertragung nicht zu verhindern ist und Kinder weder schwer erkranken noch sterben, dann stellt sich die Frage: Lohnt sich das Impfen?“

Zugleich machte Gilbert deutlich, dass eine Impfung für manche Kinder sinnvoll sein könnte. „Für eine sehr kleine Zahl von Kindern ist das Virus gefährlich. Länder sollten erwägen, diese zu impfen“, sagte Gilbert.

Auffrischungs-Impfungen nicht nötig

Die EU-Kommission hatte Ende Mai offiziell die Zulassung für die Impfung von Kindern ab zwölf Jahren mit dem Impfstoff von Biontech/Pfizer erteilt. Für Deutschland empfiehlt die Ständige Impfkommission die Impfung bisher jedoch nur Kindern und Jugendlichen mit bestimmten Vorerkrankungen, die ein erhöhtes Risiko für einen schweren Verlauf haben.

Auffrischungsimpfungen werden der Immunologin Gilbert zufolge für die allgemeine Bevölkerung nicht nötig sein. „Die Wirksamkeit lässt vor allem bei älteren Menschen schneller nach. Weil das Immunsystem altert, ist auch die Reaktion mit Antikörpern nicht mehr so gut. Falls wir also Booster brauchen, dann für die ältere Population. Ich erwarte nicht, dass dies für die breite Bevölkerung notwendig wird.“

Gilbert, die seit 1994 an der Universität Oxford forscht, leitete das Entwicklungsteam hinter dem Astrazeneca-Impfstoff.