Angst um 10.000 Jobs: Deutsche Bahn wegen Corona entgleist
Dem Konzern droht wegen Corona ein finanzieller Totalschaden. Die Eisenbahner-Gewerkschaft EVG sieht tausende Stellen bedroht.

Die Deutsche Bahn droht wegen der Corona-Auswirkungen finanziell zu entgleisen, weil Passagier- und Frachtaufkommen eingebrochen sind. Die Eisenbahner-Gewerkschaft EVG fürchtet, dass über 10.000 Stellen abgebaut werden.
Die Bahn mit ihren rund 213.000 Mitarbeitern wolle im Gegenzug für staatliche Hilfen fünf Milliarden Euro einsparen, 2,25 Milliarden Euro davon beim Personal. Das sagte Klaus-Dieter Hommel, kommissarischer Vorsitzender der EVG und Vize-Vorsitzender des Bahn-Aufsichtsrats, der BamS.
Sparvorhaben beerdigen „Einstellungsoffensive“
Auf der Internet-Seite der EVG erklärte er: „Lasten der Krise auf die Beschäftigten abzuwälzen, wäre unsozial und wirtschaftlich fatal.“
Um die Arbeitsplätze zu sichern und die Bahn auf Dauer wirtschaftlich zu stabilisieren, fordert die EVG ein „Bündnis für Beschäftigung und Mobilität“ zwischen dem Bahn-Eigentümer Bund, der Bahn selbst, den Gewerkschaften. Hommel: „Die Beschäftigten sichern derzeit die Mobilität in Deutschland. Sie erbringen dafür große Leistungen und nehmen gesundheitliche Risiken in Kauf.“
Hier lesen Sie: Mundschutz-Trick: Die Bahn veräppelt Verschwörungstheoretiker >>
Die Sparvorhaben der Bahn würde die im Februar vorgestellte „Einstellungsoffensive“ beenden. Danach sollten 2020 rund 25.000 Leute eingestellt werden, darunter 2300 Lokführer, 1100 IT-Spezialisten, 1000 Ingenieure sowie 4700 Lehrlinge und andere Nachwuchskräfte. Insgesamt sollte das Projekt „Starke Schiene“ zu 100.000 Neueinstellungen in den nächsten Jahren führen.
Halbierung der Ausbildungsplätze
Jetzt aber, so erwartet die Gewerkschaft, würde der „knallharte“ Sparkurs unter anderem zu einer Halbierung der Zahl der Ausbildungsplätze und einem Stopp für dringend benötigte Neueinstellungen führen.
Schon vor der Corona-Krise war die Bahn bedürftig: Der Konzern, das Verkehrs- und das Wirtschaftsministerium hatten errechnet, dass sie bis 2024 einen Finanzbedarf von 13,5 Milliarden Euro habe. Das dürfte viel mehr werden, weil allein im April die Verkehrsleistung im Fernverkehr um 90, das Aufkommen der Fracht um 40 Prozent gesunken waren.