Von Amazon ins All

Amazon-Gründer Jeff Bezos gibt Konzernführung ab, um sich Raumfahrt zu widmen

Der 57-Jährige wolle in wichtigen Initiativen von Amazon allerdings weiterhin engagiert bleiben.

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Jeff Bezos, Gründer von Amazon.
Jeff Bezos, Gründer von Amazon.dpa/Andrej Sokolow

Historischer Führungswechsel beim Internetriesen Amazon: Konzerngründer Jeff Bezos gibt nach fast drei Jahrzehnten die Leitung des Unternehmens ab. Übernehmen wird im dritten Quartal Andy Jassy, der momentan die Cloud-Computing-Sparte des Konzerns führt, wie Amazon am Dienstag mitteilte. Bezos wird demnach Verwaltungsratsvorsitzender und bleibt somit einflussreich im Konzern. Gleichzeitig will er sich anderen Projekten stärker widmen, etwa seiner Raumfahrtfirma Blue Origin.

„Ich hatte noch nie mehr Energie, und es geht mir nicht darum, in den Ruhestand zu gehen“, schrieb der 57-jährige Multimilliardär Bezos in einem Brief an die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Amazon. Jedoch wolle er mehr "Zeit und Energie" für andere Projekte haben.

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Dazu zählten sein Raumfahrtunternehmen, die ihm gehörende Zeitung Washington Post und gemeinnützige Aktivitäten: Mit dem Day One Fund unterstützt Bezos Hilfen für obdachlose Familien und Vorschulen in sozial schwachen Gegenden. Zudem hat er den Bezos Earth Fund zur Bekämpfung des Klimawandels aufgelegt. „Ich bin unglaublich leidenschaftlich angesichts des Einflusses, den diese Organisationen haben können“, schrieb er.

Zugleich werde er „in wichtigen Initiativen von Amazon engagiert bleiben“, versicherte der reichste Mensch der Welt in dem Brief. Der Konzern sei derzeit so erfinderisch wie nie zuvor. „Das ist die optimale Zeit für eine Übergabe.“

Großes Vertrauen in den Nachfolger

Jassy werde als neuer CEO (Chief Executive Officer) ein „herausragender“ Konzernchef, er habe sein „volles Vertrauen“, erklärte Bezos. Jassy arbeitet seit 1997 für Amazon und gründete 2003 die Cloud-Computing-Sparte Amazon Web Services (AWS). AWS zählt zu den lukrativsten und zugleich verschwiegensten Amazon-Abteilungen.

Bezos hatte Amazon 1994 in Seattle als kleinen Online-Versand für Bücher gegründet. Seither entwickelte sich Amazon zu einem der größten Internetkonzerne der Welt, der nicht nur im Online-Handel aktiv ist, sondern auch beim Streaming von Musik und Filmen, im Bereich Cloud-Computing und bei künstlicher Intelligenz.

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Weltweit beschäftigt Amazon mehr als eine Million Menschen, davon mit rund 800.000 die meisten in den USA. Aktuell hat der Konzern einen Marktwert von etwa 1,69 Billionen Dollar (knapp 1,4 Billionen Euro) - zehnmal so viel wie vor zehn Jahren. Bezos selbst wurde zum reichsten Menschen der Welt; zuletzt hatte er laut dem Finanzmagazin Forbes ein Vermögen von knapp 197 Milliarden Dollar.

Mitarbeiter profitieren wenig von Amazons Erfolg

Immer wieder wurde allerdings Kritik am Geschäftsgebaren und der enormen Marktmacht des Internetriesen sowie an seinem Umgang mit Mitarbeitern laut - auch in Deutschland. Die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi versucht seit Jahren vergeblich, Amazon zum Einstieg in den Tarifvertrag des Einzelhandels zu bewegen.

Die Corona-Krise brachte Amazon - wie auch anderen Tech-Unternehmen - zuletzt kräftigen Aufwind. Im vergangenen Jahr legte der Umsatz um 38 Prozent auf 386,1 Milliarden Dollar zu, wie der Konzern am Dienstag gemeinsam mit dem Führungswechsel bekannt gab. Der Gewinn verdoppelte sich im Vergleich zum Vorjahr auf 21,3 Milliarden Dollar.

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Auch im letzten Quartal 2020 verdoppelte sich den Angaben zufolge der Gewinn, und zwar auf 7,2 Milliarden Dollar. Der Umsatz stieg um 44 Prozent auf 125,6 Milliarden Dollar.