Am Jahrestag des Terrors von Lichtenhagen: Unbekannte wollten Flüchtlings-Unterkunft in Leipzig anzünden
Vor 30 Jahren brannte das Sonnenblumenhaus in Lichtenhagen. Die Täter von Leipzig handelten offenbar in trauriger Tradition.

Der Zeitpunkt für dieses rassistische Verbrechen war sicherlich nicht zufällig gewählt: In der Gedenkwoche an die rechtsextremen Ausschreitungen in Rostock-Lichtenhagen vor 30 Jahren ist in Leipzig ein Brandanschlag auf eine Geflüchteten-Unterkunft verübt worden. Unbekannte Täter warfen in der Nacht zum Samstag mehrere Brandsätze gegen eine Hauswand, wie ein Sprecher des Landeskriminalamtes (LKA) mitteilte. Sicherheitskräfte hätten „ein punktuelles Feuer“ sehr schnell löschen können, so dass nur ein geringer Schaden entstanden sei. Verletzt wurde niemand. Das sächsische Innenministerium kündigte eine verstärkte Bewachung aller Asylbewerberunterkünfte an.
Leipzig: Rassistischer Anschlag mit historischem Bezug
In der vergangenen Woche ist vielfach an Rostock-Lichtenhagen erinnert worden. Im August 1992 hatten Anwohner und Neonazis unter dem Applaus Tausender Schaulustiger die Zentrale Aufnahmestelle für Asylsuchende und ein Wohnheim für vietnamesische Arbeiter angegriffen und teils in Brand gesetzt.
Das sächsische LKA konnte zunächst keine Angaben zu den Tätern in Leipzig machen. Die Ermittler baten um Zeugenhinweise. Ein politischer Hintergrund könne nicht ausgeschlossen werden. Die „Task Force Gewalt“ im Landeskriminalamt habe die Ermittlungen übernommen. Der Verdacht laute auf versuchte besonders schwere Brandstiftung.
Innenminister Armin Schuster nannte es ein Alarmzeichen, „dass solch menschenverachtende Straftaten nicht der Vergangenheit angehören“. Es sei auch den umsichtigen Sicherheitskräften der Unterkunft zu verdanken, dass keine Menschen zu Schaden gekommen und nur geringer Sachschaden entstanden sei, erklärte der CDU-Politiker in einen Tweet. Die Gemeinschaftsunterkunft befindet sich in einem Plattenbau im Stadtteil Lausen-Grünau. Laut Stadt Leipzig hat sie 225 Plätze.
Leipzigs Bürgermeister verurteilt Brandanschlag
Leipzigs Oberbürgermeister Burkhard Jung erklärte am Sonntag, Demokraten könnten nur „mit Abscheu“ auf die Attacke regieren. „Ausgerechnet in dieser Woche, in der wir an die Anschläge in Rostock vor 30 Jahren erinnern, einen Brandsatz auf eine Asylbewerber-Unterkunft zu werfen, zeigt, dass wir es hier nicht mit Spontantätern zu tun haben. Die Täter wollten bewusst ein menschenverachtendes Zeichen setzen“, so der SPD-Politiker.
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Das Aktionsnetzwerk „Leipzig nimmt Platz“ rief zu einer Demonstration am Montagabend in Grünau auf. Man wolle darauf aufmerksam machen, dass in der Gesellschaft Alltagsrassismus gäre und zu viele Hass und Hetze zuließen, teilte Bündnissprecherin Irena Rudolph-Kokot am Sonntag mit. Das Aktionsnetzwerk wies darauf hin, dass die betroffene Unterkunft auch schon 1991 Ziel von Angriffen gewesen war.