Alvin Bragg: Wer ist der Mann, der Donald Trump vor Gericht stellen will?
Der New Yorker Staatsanwalt könnte eine Anklage gegen Trump erwirken – und macht sich die halbe Nation zum Feind.

Er ist der erste schwarze Bezirksstaatsanwalt im Landkreis New York, ein 49-jähriger Familienvater und könnte bald Geschichte schreiben: Alvin Bragg, Oberstaatsanwalt des New Yorker Stadtteils Manhattan, ist womöglich der erste Staatsanwalt der USA, der mit Donald Trump einen ehemaligen US-Präsidenten vor Gericht anklagt! Wer ist der Mann, der sich Trump selbst, die Republikaner und die ganze US-amerikanische Rechte zum Feind macht?
Denn eigentlich gilt Alvin Bragg trotz seiner Zugehörigkeit zur demokratischen Partei als nicht übermäßig interessiert an politischen Ränkespielen. Bragg wuchs in den 80er-Jahren im New Yorker Viertel Harlem auf und erlebte Kriminalität am eigenen Leib: „Bevor ich 21 Jahre alt war, wurde sechs Mal eine Waffe auf mich gerichtet: drei Mal von Polizisten und drei Mal von Leuten, die keine Polizisten waren. Ich hatte ein Messer an meinem Hals, eine halbautomatische Waffe an meinem Kopf und ein Mordopfer vor meiner Haustür“.
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Alvin Bragg leitete Prozess gegen Trumps Geschäftsimperium
Seit Anfang 2022 ist er in Manhattan als Oberstaatsanwalt im Amt. Und hat jetzt nicht zum ersten Mal mit dem Hause Trump zu tun. In seinen vorherigen Ämtern bei der New Yorker Staatsanwaltschaft ging Bragg bereits gegen Trumps Unternehmen „Trump Organization“ vor, er war auch der leitende Staatsanwalt im Strafprozess gegen Ex-Hollywood-Mogul Harvey Weinstein, der in New York wegen Sexualverbrechen zu 23 Jahren Haft verurteilt wurde.
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Ironischerweise war Bragg im Trump-Verfahren vorgeworfen worden, zu nachsichtig mit dem Immobilien-Tycoon gewesen zu sein. Weil Bragg entschied, Trump im Zusammenhang mit dem Finanzgebaren seines Geschäftsimperiums nicht strafrechtlich zu verfolgen, kündigten aus Wut prompt zwei Staatsanwälte seines Büros. Im Prozess wurde die Trump Organization und deren langjähriger Finanzchef Allen Weisselberg wegen Steuerbetrugs verurteilt – Trump selbst kam ohne Anklage davon.
Verfahren um Schweigegeldzahlung an Pornostar Stormy Daniels
Das sieht jetzt ganz anders aus: In seinem aktuellen Fall gegen Donald Trump geht es um die Schweigegeldzahlung an die Pornodarstellerin Stormy Daniels, die von Trumps ehemaligem Rechtsanwalt, Michael Cohen, wie es inzwischen gesichert ist, 130.000 Dollar (rund 120.500 Euro) erhalten hat. Dies geschah kurz vor der US-Wahl 2016. Anschließend hat Trump Cohen das Geld erstattet und behauptet, er habe nichts von der Schweigegeldzahlung gewusst. Er bestreitet auch, eine Affäre mit Daniels gehabt zu haben. Möglicherweise hat Trump mit der Zahlung gegen Gesetze zur Wahlkampffinanzierung verstoßen.
Und je deutlicher sich eine Anklage abzeichnet, desto lauter attackiert der Ex-Präsident Alvin Bragg, beschimpfte den Afroamerikaner als „Rassisten“. Trump wetterte, er sei Opfer einer politisch motivierten „Hexenjagd“ rachsüchtiger Demokraten, die verhindern wollen, dass er 2024 das Weiße Haus zurückerobert. Auch die Republikaner versuchen seit Wochen, Bragg zu diskreditieren, indem sie ihn einen „Linksradikalen“ nennen.

Dass Trump seine Anhänger angesichts seiner angeblich bevorstehenden Festnahme zu Protesten aufrief, beeindruckte Bragg jedoch nicht. „Wir werden keine Versuche tolerieren, unsere Behörde einzuschüchtern oder die Rechtsstaatlichkeit in New York zu bedrohen“, schrieb der Oberstaatsanwalt Medienberichten zufolge in einer E-Mail an seine Mitarbeiter. „Wie bei allen unseren Ermittlungen werden wir weiterhin das Recht ausgeglichen und fair anwenden.“