Vom Bundestag nach Moskau

Deutscher Botschafter in Russland: Putin-Kritiker auf neuer Mission

Alexander Graf Lambsdorff hat als FDP-Bundestagsabgeordneter Russland heftig kritisiert. Nun ist er Deutschlands Botschafter in Moskau.

Teilen
Der FDP-Politiker Alexander Graf Lambsdorff ist neuer deutscher Botschafter in Moskau.
Der FDP-Politiker Alexander Graf Lambsdorff ist neuer deutscher Botschafter in Moskau.Michael Kappeler/dpa

Bis zuletzt ließ der bisherige Bundestagsabgeordnete Alexander Graf Lambsdorff (56) kein gutes Haar an Russland und dem Putin-Regime, setzte sich vehement für Waffenlieferungen Deutschlands an die Ukraine ein. Doch seit Mittwoch ist der FDP-Politiker Deutschlands Vertreter im Riesenreich. Das Putin-Regime begrüßt ihn aggressiv.

Der neue deutsche Botschafter ist vom russischen Außenministerium direkt mit heftigen Vorwürfen gegen Deutschland begrüßt worden. Der bisherige FDP-Bundestagsabgeordnete übergab am Mittwoch in Moskau im Außenministerium sein Beglaubigungsschreiben. Dabei habe die russische Seite den „konfrontativen und unfreundlichen Charakter“ der deutschen Politik in den bilateralen Beziehungen bemängelt, so das Ministerium.

Russland sieht „unvernünftige Russophobie“

Die antirussische Politik Deutschlands mache jahrzehntelange Zusammenarbeit zum gegenseitigen Vorteil zunichte. Zudem sieht man eine „unvernünftige Russophobie“. Besonders die die deutsche Unterstützung für die Ukraine und Waffenlieferungen sind dem Putin-Regime ein Dorn im Auge.

Dennoch setzt Alexander Graf Lambsdorff in seinem neuen Amt auf einen pragmatischen Austausch mit der russischen Seite. Zwar sei die politische Lage enorm schwierig und die Ansichten über die Ukraine „könnten gar nicht unterschiedlicher sein“, sagte er dem ZDF. Dennoch zähle man „auf die professionellen Kontakte zu den Vertretern der russischen Regierung“. Diplomatische Beziehungen seien „das Rückgrat von allem“.

Lambsdorff will Bundesregierung Analysen zur Verfügung stellen

Als seine wichtigste Aufgabe bezeichnete es Lambsdorff, der Bundesregierung eine Analyse der russischen Politik zur Verfügung zu stellen.

Der Botschafterposten in Moskau sei „natürlich keine leichte Aufgabe“. So rechne Lambsdorff unter anderem damit, abgehört zu werden. Wichtige Themen werde er deshalb nicht im Büro, sondern beispielsweise auf einem Waldspaziergang besprechen. Er habe sich jedoch vorgenommen, der Überwachung nicht nur mit Vorsicht, sondern auch mit Gelassenheit zu begegnen.

Ob die Russen ihm die Chance dazu geben, ist noch unklar. So kommt Deutschlands Neuer in der schwierigsten Phase der deutsch-russischen Beziehungen seit Jahrzehnten nach Moskau. Seit Beginn des russischen Angriffskriegs 2022 gegen die Ukraine hat Deutschland die Beziehungen zu Russland stark eingeschränkt, den Import von Gas gestoppt und trägt internationale Sanktionen mit.

Erfahrener Mann als neuer deutscher Botschafter in Russland

Die Botschaft ist personell mittlerweile dünn besetzt. Russland und Deutschland haben gegenseitig Dutzende Diplomaten ausgewiesen. Auch die Arbeit des Goethe-Instituts und anderer deutscher Organisationen in Russland ist stark eingeschränkt. 

Immerhin ist Lambsdorff nicht unerfahren. Er hat eine Diplomatenausbildung im Auswärtigen Amt durchlaufen und war unter anderem im Planungsstab des Auswärtigen Amts und im Pressestab der Deutschen Botschaft in Washington tätig. Von 2003 bis 2004 wirkte er als Länderreferent für Russland im deutschen Außenministerium. Zudem gilt er als international bestens vernetzt. Die guten Kontakte in alle Welt, wird er auf seinem neuen Posten gut gebrauchen können.