Laschet deutet Rückzug an und in der Union brodelt der Ärger
Das Erscheinungsbild von CDU/CSU nervt Ministerpräsidenten und Arbeitnehmerflügel, der von Abbruch-Kolonne spricht.

Während SPD, Grüne und FDP über eine Koalition verhandeln, gibt es innerhalb der Union immer weiter Zoff - und Kanzlerkandidat Armin Laschet soll angedeutet haben, sich zurückzuziehen.
Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Daniel Günther kritisierte, dass Unions-Teilnehmer aus vertraulichen Sondierungsgesprächen mit Grünen und FDP Inhalte durchgestochen hatten, damit die Chancen einer schwarz-grün-gelben Jamaika-Koalition untergruben.
Beim Arbeitnehmerflügel der Union, der CDA, herrscht Fassungslosigkeit über das Erscheinungsbild von CDU/CSU. Der CDA-Vize Dennis Radtke sagte in einem Interview: „Wir haben zuletzt in der Öffentlichkeit eher das Bild einer Abbruchkolonne abgegeben als einer Partei, die Lust auf Zukunftsgestaltung hat.“
Dazu gehört, dass CSU-Chef Markus Söder Jamaika schon abgeschrieben hat und immer klarer wird, dass er den CDU-Vorsitzenden Armin Laschet als möglichen Bundeskanzler sabotiert.
Bei einer Video-Schalte der Unions-Bundestagsfraktion am späten Donnerstagnachmittag soll Laschet erklärt haben, eigene Ambitionen für mögliche Jamaika-Verhandlungen mit Grünen und FDP unter Umständen zurückzustellen. „Wenn es mit anderen Personen besser geht, dann gerne“, sagte der CDU-Chef, wie die Deutsche Presse-Agentur von Teilnehmern erfuhr. Weiter sagte er demnach: „Erst steht das Projekt, und dann die Person.“
Laschet kündigte nach Angaben von mehreren Teilnehmern eine personelle Neuaufstellung auf einem Parteitag an - von der Spitze bis in die Gremien. Die Partei brauche keine Schlacht mehr zwischen Personen, sondern einen gemeinsamen Konsensvorschlag. So wie er es in Nordrhein-Westfalen jetzt mit Henrik Wüst gemacht habe. Laschet hatte den nordrhein-westfälischen Verkehrsminister am Dienstag als Nachfolger vorgeschlagen - als Ministerpräsident und als CDU-Landesparteichef.
Laschet sagte demnach über die Verhandlungen mit Grünen und FDP am Sonntag und Dienstag, man sei sehr gut vorbereitet gewesen. Dass keine Vertraulichkeit habe geleistet werden können, sei kein gutes Zeichen. Viele Menschen würden noch auf eine Jamaika-Koalition aus Union, Grünen und FDP warten. „Wir müssen bis zur letzten Sekunde bereit sein und niemanden beschimpfen“, wurde Laschet zitiert. Er wisse nicht, wie SPD, Grüne und FDP ihre Themen in einer Ampel zusammenbringen wollten.