Bundesverteidigungsministerin Christine Lambrecht (SPD) steht in der Kritik (Archivbild).
Bundesverteidigungsministerin Christine Lambrecht (SPD) steht in der Kritik (Archivbild). dpa/Darko Vojinovic

Die Verteidigungsministerin Christine Lambrecht (SPD) steht man wieder unter Beschuss. Die Politikerin hatte in einem Regierungshubschrauber zu einem Truppenbesuch in Norddeutschland Mitte April ihren 21-jährigen Sohn mitgenommen, ohne dass dieser am Militärbesuch selbst teilnahm. Aber es passte halt so gut, weil man sowieso anschließend in den Osterurlaub nach Sylt wollte. Und so ging es dann nach einer Hotelübernachtung am nächsten Tag mit Auto und Personenschützern auf die nahe Insel. Dumm nur, dass der Filius von Frau Lambrecht ein Foto aus dem Regierungshubschrauber auf Instagram postete. Kam bei vielen Leuten nicht so gut an.

Als die Details der Reise durch einen Bericht des Business Insider bekannt werden, hagelt es Kritik. Es sind nicht nur die hämischen Kommentare im Internet, die sich am Dienstag um den Begriff „Helikopter-Mutter“ drehen, der eigentlich einen übergriffig-wohlmeinenden Kontrollzwang in der Erziehung beschreibt.

Opposition ist not amused: Mitflug von Lambrechts Sohn „unpassend“

Die Opposition im Bundestag wirft Lambrecht „maximale Ungeschicklichkeit“ vor. „Das zeugt von mangelndem Fingerspitzengefühl“, sagt der Erste Parlamentarische Geschäftsführer der Unionsfraktion, Thorsten Frei (CDU) in Berlin. Der Vorgang habe „ein Geschmäckle“, wie man in seiner Heimat sage. „Es gibt Dinge, die sind verboten. Und es gibt Dinge, die macht man einfach nicht.“

Auch der Partei-Kollege Michael Roth, Vorsitzender des Auswärtigen Ausschusses im Bundestag, sieht noch Klärungsbedarf. „Es gibt jetzt noch ein paar offene Fragen, und die werden geklärt werden müssen“, sagte der SPD-Politiker am Mittwoch im RTL/ntv-„Frühstart“. Dazu würden sicherlich auch das Ministerium und die Ministerin selbst ihren Beitrag leisten.

Der verteidigungspolitische Sprecher der Unionsfraktion, Florian Hahn (CSU), forderte von Lambrecht mehr Fingerspitzengefühl. „Gerade in so einer Situation, wie im Moment, wo Krieg herrscht in Europa, muss man ein besonderes Feingefühl an den Tag legen. Und da sind Bilder wirklich unpassend, wo Familienmitglieder in Diensthelikoptern in den Urlaub, offensichtlich, mitfliegen“, sagte Hahn im Fernsehsender Welt. „Insofern erwarte ich, dass die Bundesregierung und vor allem auch die Verteidigungsministerin hier ein größeres Feingefühl an den Tag legt.“

Lambrecht will Flugkosten übernehmen

Das Verteidigungsministerium hatte darauf verwiesen, dass Lambrecht den Mitflug Regeln folgend beantragt und die Kosten voll übernommen habe. Formal wurde die Kostenübernahme vor dem Flug zunächst „angezeigt“, Geld gezahlt wurde noch nicht. „Die abschließende Kostenabrechnung wird derzeit erstellt. Dies ist ein verwaltungstechnischer Vorgang, der voraussichtlich noch etwas Zeit benötigt“, sagte der Sprecher.

Der Besuch der Ministerin in Schleswig-Holstein galt dem Bataillon Elektronische Kampfführung 911 der Bundeswehr, der für Militär und Institutionen des Bundes wichtige Erkenntnisse über Entwicklungen im Ukraine-Krieg gewinnt.