78 Jahre nach der Befreiung von Auschwitz: DAS dürfen wir NIE vergessen!
Jüdische Holocaust-Überlebende berührt mit dem Schicksal ihrer in Auschwitz ermordeten Familie.

„Unvergessen ist das Leid von sechs Millionen unschuldig ermordeten Jüdinnen und Juden – genauso wie das Leid der Überlebenden“. 78 Jahre nach der Befreiung des Vernichtungslagers Auschwitz erinnerte Bundeskanzler Olaf Scholz am Freitag an die wohl größte historische Verantwortung Deutschlands.
Der Bundestag hat mit einer feierlichen Gedenkstunde in besonderem Maße der Opfer der nationalsozialistischen Verfolgung gedacht, die sexuellen Minderheiten angehören. Es ist das erste Mal, dass queere Opfer im Mittelpunkt des Holocaust-Gedenktags stehen, den das Parlament jedes Jahr am 27. Januar begeht. Diese Opfergruppe habe „lange um ihre Anerkennung kämpfen“ müssen, sagte Bundestagspräsidentin Bärbel Bas (SPD) in ihrer Rede.
Aufgefallen war im Bundestag, dass die große Mehrheit der AfD-Abgeordneten das Holocaust-Gedenken geschwänzt hat. Nur 27 von 78 Parlamentariern waren anwesend.
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„Auch lesbische Frauen waren vor Verfolgung keineswegs sicher“
Viele homosexuelle Männer seien in der NS-Zeit zu langen Haftstrafen verurteilt, zur Sterilisation gezwungen und oft auch in Konzentrationslagern ermordet worden, erinnerte Bas. Doch „auch lesbische Frauen waren vor Verfolgung keineswegs sicher“, fügte Bärbel Bas hinzu. Zudem habe für queere Menschen auch das Ende des Nationalsozialismus kein Ende staatlicher Verfolgung gebracht, das Verbot der Homosexualität galt weiter. Erst 1994 sei der Strafrechtsparagraf 175 vollständig gestrichen worden.
„Es dauerte noch einmal viele Jahre, bis alle Urteile aufgehoben wurden“, sagte die Bundestagspräsidentin. Auch sei erst spät angefangen worden, an ihre Verfolgungsgeschichte zu erinnern. „Wir gedenken aller Menschen, die von den Nationalsozialisten verfolgt, beraubt, gedemütigt, ausgegrenzt, entrechtet, gequält und ermordet wurden“, betonte Bas.
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„Ausgegrenzt, entrechtet, gequält und ermordet“
Konkret nannte sie Jüdinnen und Juden, Opfer der deutschen Besatzungsherrschaft und Vernichtungspolitik insbesondere in Mittel- und Osteuropa, Sinti und Roma, Opfer der Euthanasie, Verfolgte wegen ihrer politischen Überzeugung oder ihres Glaubens, Angehörige sexueller Minderheiten, als „asozial“ Diffamierte, Kriegsgefangene, Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter.
Die jüdische Holocaust-Überlebende Rozette Kats erzählte das Schicksal ihrer in Auschwitz ermordeten Familie. Sie begrüßte ausdrücklich das Gedenken auch an die queeren Opfer des Nationalsozialismus, denn „ich erkenne wichtige Gemeinsamkeiten mit meinem eigenen Leben“.
