Tag der Befreiung vom Nazi-Terror : 75 Jahre Kriegsende: Die Welt im Gedenken
Bundespräsident Steinmeier: „Es gibt kein Ende des Erinnerns“

Berlin- Mit der bedingungslosen Kapitulation der Wehrmacht endete am 8. Mai 1945 der von Hitler-Deutschland entfesselte Krieg in Europa. Er kostete – je nach Schätzung – zwischen 55 und mehr als 60 Millionen Menschen das Leben. Unter ihnen waren auch rund 6 Millionen europäische Juden, die die Nationalsozialisten in ihrem Rassenwahn ermordet haben.
Steinmeier mahnt: "Es gibt keine Erlösung von unserer Geschichte"
Ein Ende des Erinnerns an die Schuld Deutschlands könne es nicht geben, wehrte sich Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier bei der zentralen Gedenkveranstaltung an der Neuen Wache dagegen, eine Schlussstrich unter die Geschichte zu setzen. „Es gibt kein Ende des Erinnerns. Es gibt keine Erlösung von unserer Geschichte“, sagte Steinmeier. Nicht das Bekenntnis zur Verantwortung sei eine Schande, sondern das Leugnen.

Steinmeier rief die Bürger zur Verteidigung der Demokratie auf und mahnte vor einem neuen Nationalismus, Hass, Hetze, vor „Fremdenfeindlichkeit und Demokratieverachtung“. Deutschland habe – als Konsequenz aus der Geschichte – eine Verantwortung für den Zusammenhalt Europas, gerade in der Corona-Krise, so der Bundespräsident weiter.
Ursprünglich hatte Steinmeier einen Staatsakt angeordnet. Die Veranstaltung vor dem Reichstagsgebäude mit 1600 Gästen wurde wegen der Corona-Pandemie aber abgesagt.
Einer Pandemie, die laut NS-Überlebenden des Nazi-Terrors einer weiteren Erstarken der Rechten Vorschub leisten könnte. Die immensen Schulden zur Bewältigung der Krise würden die Kluft zwischen Arm und Reich noch weiter verschärfen, das wiederum treibe Menschen stärker den Rechtsextremisten in die Arme, befürchtet der Holocaust-Überlebende und Präsident der Lagergemeinschaft Dachau, Ernst Grube.
Auch in anderen Staaten wurde am 75. Jahrestag des Kriegsendes gedacht. In Paris nahm Frankreichs Staatspräsident Emmanuel Macron an der Seite hoher Militärs an einer Feier am Triumphbogen teil.

In London hielt Königin Elizabeth II. am späten Abend eine Fernsehansprache halten – genau 75 Jahre nach der Ansprache ihres Vaters, König George VI., im Radio. In Moskau sind die Planungen ebenfalls der Corona-Pandemie zum Opfer gefallen. Kremlchef Wladimir Putin wollte den Jahrestag des Sieges über Hitler-Deutschland eigentlich mit Staats- und Regierungschefs aus aller Welt groß feiern. Die geplante Militärparade wurde jedoch verschoben. Die Sowjetunion zählte im Zweiten Weltkrieg 27 Millionen Tote - mehr als jedes andere Land.
