4-Tage-Woche? Das kommt vielen Chefs sehr entgegen
Nach einem Test der 4-Tage-Woche bei vollem Lohnausgleich in Großbritannien wollen 56 von 61 beteiligten Firmen dabei bleiben

Das könnte um sich greifen: Nur vier Tage Arbeit pro Woche bei vollem Lohn. Nach einem sechsmonatigen Pilotprojekt in Großbritannien wollen mehr als 80 Prozent der beteiligten Firmen an dem Konzept festhalten. 56 von 61 Arbeitgebern teilten nach Ende der Testphase mit, die Vier-Tage-Woche mit 32 Stunden – aber dem gleichen Gehalt – beibehalten zu wollen. 18 bestätigten das Konzept sogar bereits als dauerhaft eingeführt.
Das geht aus einer am Dienstag veröffentlichten Analyse von Forschern aus Boston (USA) sowie Cambridge hervor, die das Projekt wissenschaftlich begleitet und Tiefeninterviews mit Beteiligten geführt haben.
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Wer weniger Stunden schrubbt, ist in der kürzeren Arbeitszeit produktiver
„Vor Beginn des Projektes haben viele gezweifelt, ob wir eine Steigerung der Produktivität sehen würden, die die Verkürzung der Arbeitszeit ausgleicht - aber genau das haben wir festgestellt“, sagte Brendan Burchell von der Universität Cambridge.

Durchschnittlich stieg der Umsatz der beteiligten Unternehmen der Analyse zufolge während der Testphase in der zweiten Hälfte des vergangenen Jahres um 1,4 Prozent. In einer Zeit, in der viele Branchen unter Stagnation oder rückläufigen Geschäften litten.
In der Testphase der 4-Tage-Woche ging die Zahl der Krankheitstage massiv zurück
Gleichzeitig gab es Effekte, die jeden Arbeitgeber freuen: Die Krankheitstage gingen während des Testzeitraums um knapp zwei Drittel (65 Prozent) zurück und die Zahl der Angestellten, die in dieser Zeit das Unternehmen verließen, fiel um mehr als die Hälfte (57 Prozent). Rund vier von zehn Beschäftigten gaben an, sich weniger gestresst zu fühlen als vor Beginn des Projektes.
An dem britischen Projekt unter Leitung der nicht gewinnorientierten Organisation „4 Day Week Global“ nahmen sowohl Unternehmen aus dem Finanzsektor, der IT- und Baubranche sowie der Gastronomie und dem Gesundheitswesen teil. Insgesamt beschäftigen die beteiligten Firmen rund 2900 Angestellte.
Mehrere Modelle, den zusätzlichen freien Tag über die Woche zu verteilen
Einige Betriebe führten flächendeckend ein dreitägiges Wochenende ein, während andere den zusätzlichen freien Tag der Angestellten über die Woche verteilten oder an das Erreichen von Unternehmenszielen koppelten.
Auch in anderen Ländern wird mit der Vier-Tage-Woche experimentiert, darunter Irland, Island, Belgien oder Australien. Auch einige deutsche Betriebe testen ähnlichen Modelle aus.
Umfragen in Deutschland hatten eine große Zustimmung ergeben, allerdings unter Bedingungen. Bei der Befragung für die Versicherung HDI waren 63 Prozent für die 4-Tage-Woche, aber nur, wenn sie keinen Einkommensverlust erleiden. 14 Prozent wären bereit, im Gegenzug weniger zu verdienen.