Postler streiken gerade für 15 Prozent mehr Geld, weil auch ihr Reallohn wegen der Inflation gesunken ist. Am Mittwoch gehen die Verhandlungen weiter.
Postler streiken gerade für 15 Prozent mehr Geld, weil auch ihr Reallohn wegen der Inflation gesunken ist. Am Mittwoch gehen die Verhandlungen weiter. Annette Riedl/dpa

Wir haben es geahnt, jetzt haben wir es schwarz auf weiß: Unsere Löhne sind 2022 gesunken, und zwar im Schnitt um 4,1 Prozent gegenüber dem Jahr 2021. Das meldet das Statistische Bundesamt am Dienstag. Damit beschleunigte sich der Rückgang, der schon 2020 eingesetzt hatte.

Nur scheinbar haben die Deutschen 2022 besser verdient: Die Nominallöhne stiegen um 3,4 Prozent, also das, was auf der Gehaltsabrechnung beim Brutto steht.

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Doch dann schlug die Inflation zu, die im Jahresschnitt 2022 bei 7,9 Prozent lag. Das Geld war real weniger wert. Und deshalb sank der Reallohn um jene 4,1 Prozent. Das war der stärkste Rückgang seit 2008, als ein Lohn-Index eingeführt worden war. 

So entwickelten sich seit 2008 die Reallöhne (gelb) und die Nominallöhne (blau). 2020 sanken beide wegen massenhafter Kurzarbeit.
So entwickelten sich seit 2008 die Reallöhne (gelb) und die Nominallöhne (blau). 2020 sanken beide wegen massenhafter Kurzarbeit. Grafik: dpa. Quelle: Statistisches Bundesamt

Inflation wirkte schon 2021 auf die Reallöhne

Die Wirkung der Inflation hatte sich schon 2021 abgezeichnet, als die Nominallöhne um 3,1 Prozent gestiegen, die Reallöhne um 0,1 Prozent gesunken waren.

2020 waren dagegen sowohl die Nominallöhne (minus 0,7 Prozent) als auch die Reallöhne (minus 1,1 Prozent) gefallen. Das lag am großen Umfang der Kurzarbeit in der Corona-Krise, die zeitweilig von über 600.000 Unternehmen genutzt wurde und nach Berechnungen des Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) der Hans-Böckler-Stiftung 2,2 Millionen Jobs rettete.

Kurzarbeit rettete Jobs, aber der Verdienst sank ab

Kurz nach Beginn der Pandemie waren im April 2020 über sechs Millionen Menschen in Kurzarbeit. Danach sank die Zahl rasch auf zwei Millionen im Oktober, um im Februar 2021 noch einmal 3,8 Millionen zu zu erreichen. Im Dezember 2022 waren es dann nur noch 186.000.

Von der Kurzarbeit betroffen waren vor allem vergleichsweise schlecht bezahlte Beschäftigte in Dienstleistungsunternehmen,  wie das IMK ermittelte. Bezogen auf einen Single in Steuerklasse eins lag das durchschnittliche Arbeitseinkommen  2020 bei 1677 Euro. Im Zuge der Kurzarbeit sanken die Einkünfte  um durchschnittlich  308 Euro, so dass nur noch 1369 Euro übrigblieben.