20.000 Tote, 80.000 Verwundete seit Dezember: USA beziffern russische Verluste in der Ukraine
Noch immer rennen russische Soldaten und Söldner gegen die Stadt Bachmut an. Ukraine muss diplomatischen Rückschlag erwarten.

Russland hat nach Einschätzung von US-Geheimdiensten im Angriffskrieg gegen die Ukraine in den vergangenen Monaten schwere Verluste erlitten. Seit Dezember seien mehr als 20.000 Soldaten getötet und rund 80.000 verwundet worden, sagte der der Kommunikationsdirektor des Nationalen Sicherheitsrates, John Kirby, am Montag in Washington. Ukrainische Verlustzahlen nannte er nicht.
Unklar blieb zunächst, ob sich die Angaben auf die Ukraine insgesamt oder nur auf die Kämpfe um die ostukrainische Stadt Bachmut beziehen, die seit Monaten von den Russen berannt wird.
Hierzu gab es widersprüchliche Angaben: Kirby hatte zunächst klargestellt, dass sich die Zahlen „allein auf die Kämpfe um Bachmut“ beziehen. Sein Vize Sean Savett korrigierte dies zu einem späteren Zeitpunkt. Die Zahlen gälten für die russischen Verluste seit Dezember in der gesamten Ukraine.
Wagner-Söldner sind in großer Zahl gefallen
Bei etwa der Hälfte der gefallenen Soldaten auf russischer Seite handle es sich um Söldner der Wagner-Truppe, sagte Kirby weiter. Die meisten von ihnen seien russische Strafgefangene gewesen, die ohne ausreichende Kampf- oder Gefechtsausbildung in den Krieg geschickt worden seien, sagte Kirby. In sozialen Medien gehen seit längerem Fotos um, die von Leichen russischer Kämpfer übersät sind.
Angaben zu den Opfern auf der ukrainischen Seite machte Kirby nicht.
Russland kontrolliert nach seinem Einmarsch vor über 14 Monaten einschließlich der bereits 2014 annektierten Schwarzmeer-Halbinsel Krim ein knappes Fünftel des ukrainischen Staatsgebiets. Seine Truppen waren aus zunächst eroberten weiten Teilen des Landes im Norden, Osten und Süden von den Ukrainern vertrieben worden.

Kirby sagte, der strategische Wert einer Rückeroberung Bachmuts durch Russland sei gering und werde den Verlauf des Kriegs nicht zu Gunsten Russlands ändern. „Für Russland sind diese Bemühungen, vor allem in Bachmut, mit einem sehr, sehr hohen Preis verbunden“, sagte Kirby.
USA halten russische Truppen und Waffenvorräte für erschöpft
Russlands Waffenvorräte und Truppen seien erschöpft, die ukrainische Verteidigung in den Gebieten um Bachmut bleibe hingegen weiterhin stark.
Während auf Zeit und Ort der lange angekündigten Gegenoffensive der Ukraine gewartet wird, deutet sich für sie eine diplomatische Enttäuschung an, was den von ihr angestrebten Nato-Beitritt angeht.
Nach dpa-Informationen haben zuletzt Nato-Mitglieder wie die USA und Deutschland hinter verschlossenen Türen deutlich gemacht, dass sie vorerst keine Zusagen machen wollen, die deutlich über eine vage Nato-Erklärung aus dem Jahr 2008 hinausgehen.
In ihr hatten die damaligen Staats- und Regierungschefs vereinbart, dass die Ukraine und Georgien Nato-Mitglieder werden sollen. Einen konkreten Zeitplan dafür gab es nicht.