Seine Freunde nennen ihn „Apache“

Wilder Westen im Osten: Berliner DDR-Stuntman galoppiert der Krise davon

In der DDR war Wolfgang Kring als Amateurkünstler in der Szene unterwegs. Und immer noch liebt er seinen Beruf. Seine Shows sind Kult.

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Neu Damerow: Showreiter Wolfgang Kring steht mit seinem Pferd beim Training für die mittlerweile 30. Apachen-Liveshow auf dem Reitplatz. Der frühere DDR-Stuntman ist 72!
Neu Damerow: Showreiter Wolfgang Kring steht mit seinem Pferd beim Training für die mittlerweile 30. Apachen-Liveshow auf dem Reitplatz. Der frühere DDR-Stuntman ist 72!Jens Büttner/dpa

Feuer, Pferde, wilder Westen: Der Stoff seiner Kinderträume treibt Wolfgang Kring auch mit 72 Jahren noch an. Der frühere DDR-Stuntman reitet und reitet und reitet ... und galoppiert so der Krise davon.

Seit über 30 Jahren bringt Kring mit seiner Apachen-Liveshow Geschichten aus den Weiten der amerikanischen Prärie in den Nordosten. Angefangen habe er mit nur einer Handvoll Helfern, ohne Kulisse und Technik, berichtet der Stuntman und Akrobat, der nach einer dreijährigen Corona-Zwangspause in diesem Sommer erneut Hunderte Menschen zu seiner Naturbühne am Damerower See im Landkreis Ludwigslust-Parchim locken will.

Er macht das natürlich nicht allein. Zuletzt waren mehr als 40 Laiendarsteller an Krings Shows beteiligt. Sie nehmen sich für Übungen und Auftritte extra Urlaub.

Die Leidenschaft für die amerikanischen Ureinwohner wurde bei Wolfgang Kring bereits in seiner Kindheit geweckt, die Bücher von Karl May entführten ihn in die Welt des wilden Westens, später waren es die „Winnetou“-Filme. Diese Welt ließ Kring nie wieder los. Zum Glück für alle, die Indianer lieben.

Durch einen brennenden Reifen und über ein Auto springt das Pferd von DDR-Stuntman Wolfgang Kring.
Durch einen brennenden Reifen und über ein Auto springt das Pferd von DDR-Stuntman Wolfgang Kring.Jens Büttner/dpa

In der DDR war er als Amateurkünstler in der Szene unterwegs, seine Freunde nannten ihn „Apache“. Dass aus einem Hobby und Nebenerwerb ein Beruf wurde, dem der gelernte Schlosser und Allrounder sein Leben verschrieb, kam Stück für Stück. 1982 kaufte er sich seinen Worten nach sein erstes Fohlen. Sein früherer Chef vermittelte ihm dann die ersten Auftritte.

Richtig los mit dem Dasein als Stuntman und amerikanischer Ureinwohner in Teilzeit ging es jedoch erst 1985, als er begann, mit Pferd und Partnerin bei Veranstaltungen aufzutreten, sein Weg führte ihn dabei später durch ganz Europa. 1987 kehrte Wolfgang Kring aus Berlin nach Neu Damerow zurück, im Ort seiner Jugend folgte dann fünf Jahre später die erste Bühnenshow.

Wie viele Menschen in diesem Sommer auf seiner „Ranch von Geronimo“ zu Gast sein werden, kann er nach der mehrjährigen Pause schlecht abschätzen. Auch sonst schwanken die Zuschauerzahlen zwischen 350 und über 1500 pro Tag, berichtet Kring. Zu sehen bekommen die Gäste Geschichten zwischen Saloon, Fort und Ureinwohnerreservat, alle stammen aus der Feder des gebürtigen Mecklenburgers – und Jahr für Jahr denkt er sich neue Geschichten aus.

Zwei Pferde des DDR-Stuntmans von Unbekannten vergiftet

In diesem Sommer dreht sich die Handlung vor dem historischen Hintergrund Amerikas im 19. Jahrhundert um einen weißen Jungen, der bei den Apachen landet. Mehr will Kring jedoch nicht verraten.

Einen großen Teil des Reizes machen zweifelsohne die Akrobatik-Einlagen aus, die ein fester Bestandteil der Shows sind. Krings wichtigste Partner sind dabei seit jeher seine Pferde: Sie springen durch Feuer, über Hindernisse, von ihrem Rücken schießt er Pfeile, wirft Tomahawks und durchtrennt Pampelmusen mit dem Säbel. Ein schwerer Verlust hätte seinen Shows im Jahr 2020 fast schon das Ende bereitet – seine beiden Pferde starben kurz nacheinander. Kring vermutet eine Vergiftung, sicher weiß er es nicht.

Doch so leicht gibt ein Apache nicht auf: Mit seinem neuen Pferd Nikan macht er dort weiter, wo er aufgehört hat. Die inzwischen fünfjährige Pferdedame verlangt dem geübten Akrobaten dabei seinen Aussagen nach noch einmal alles ab.

Tollkühner Sprung! DDR-Stuntman Wolfgang Kring springt mit seinem Pferd beim Training für die mittlerweile 30. Apachen-Liveshow über ein brennendes Hindernis.
Tollkühner Sprung! DDR-Stuntman Wolfgang Kring springt mit seinem Pferd beim Training für die mittlerweile 30. Apachen-Liveshow über ein brennendes Hindernis.Jens Büttner/dpa

Schon allein ein geeignetes Tier zu finden, sei schwierig gewesen: Es dürfe nicht zu groß sein, müsse aber trotzdem schnell, springbegabt und wendig sein und dabei auch noch gut aussehen. Kring wurde dennoch fündig. Die Dressur seiner teils eigenwilligen neuen Partnerin habe ihn jedoch zu Anfang stark gefordert, erzählt er. Jetzt werde es langsam besser.

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Doch nicht nur die Pferde werden bei den Shows gefordert, auch Krings Körper muss einiges aushalten. Glücklicherweise habe er sich in all den Jahren nur zweimal ernsthaft verletzt: Ein Kreuzbandriss nach einem Sturz vom Pferd und ein eingeklemmter Nerv am Arm. Dennoch macht Kring klar: Er werde es sein, nicht die Pferde, der die Strapazen irgendwann nicht mehr durchhält. Wann er seinen Ruhestand plant und den Federschmuck endgültig an das Tipi hängt, behält er jedoch für sich.

Und so galoppiert er einfach weiter und allen Krisen davon.

DDR-Stuntman behandelt seine Tiere gut

Es gibt natürlich unterschiedliche Meinungen darüber, ob die Teilnahme von Pferden oder anderen Tieren in solchen Shows als Quälerei angesehen werden kann. Das Wohlergehen der Tiere hängt dabei stark von den Umständen ab.

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In einigen Fällen werden Tiere in Shows artgerecht gehalten, gut gepflegt und ihre Bedürfnisse werden respektiert. Es wird darauf geachtet, dass sie angemessen trainiert und für ihre Auftritte richtig vorbereitet sind. In solchen Fällen können die Tiere ein erfülltes Leben führen und möglicherweise keine Anzeichen von Misshandlung oder Quälerei zeigen. So ist das auch bei den Shows von Wolfgang Kring.

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Es gibt allerdings auch Fälle, in denen Tiere unter schlechten Bedingungen gehalten werden, überfordert sind oder unsachgemäß behandelt werden. In solchen Situationen kann die Teilnahme an Indianershows oder ähnlichen Veranstaltungen für die Tiere eine Quälerei darstellen.

Wichtig ist, dass Tierschutzgesetze und -richtlinien eingehalten werden, um sicherzustellen, dass die Show-Tiere angemessen behandelt werden und ihr Wohlergehen gewährleistet ist.