Ein Helfer führt einen Corona-Test durch.
Ein Helfer führt einen Corona-Test durch. Foto: Francisco Castillo/Agencia Uno/dpa

An den Kindertagesstätten hat am Montag die Rückkehr zur Normalität begonnen – zumindest zu dem, was sich der Senat darunter vorstellt: Alle 170.000 Berliner Kitakinder haben nun wieder Anspruch auf einen Betreuungsplatz. Diese Woche noch halbtags, ab kommender Woche wieder je nach dem individuellen Kita-Gutschein. Die besondere Berücksichtigung der systemrelevanten Gruppen fällt weg, auch Früh- und Spätdienste soll es wieder geben. Ob und wie das in der Praxis funktionieren kann, ist allerdings noch unklar: Verbände schätzen, dass landesweit bis zu 5000 Erzieherinnen, also 15 Prozent, ausfallen könnten, weil sie zu einer Risikogruppe gehören.

Die Senatsfamilienverwaltung bittet Eltern und Träger daher, „eng zusammenzuarbeiten“ – Elternvertreter fürchten aber, dass das nicht ausreichen wird: „Viele Kitas werden Öffnungszeiten einschränken, was Eltern besonders hart trifft, die auf die Randzeiten angewiesen sind“, sagte Corinna Balkow vom Landeselternausschuss Kita. Auch könne es zwischen Kitaleitungen und Eltern zu Konflikten kommen, was die Länge der Betreuung angehe. Zwar verweist Familiensenatorin Sandra Scheeres (SPD) auf die Elternhotline und die Kita-Aufsicht, die mögliche Streitfälle lösen könnten. Balkow weist aber darauf hin, dass den Kitas schon vor der Corona-Krise Personal gefehlt habe: „Jetzt kommen zwei Lücken zueinander, der allgemeine Personalmangel - und der zusätzliche.“

Der Dachverband der Kinder- und Schülerläden (DaKS) warnte vor diesem Szenario bereits vergangene Woche: Entweder man müsse die Öffnungszeiten verändern oder Betreuungsrelation verschlechtern – also mehr Kinder pro Erzieherin. Der Verband forderte deshalb vom Senat zusätzliche finanzielle Unterstützung, falls in einer Einrichtung 15 Prozent oder mehr des Personals ausfallen.

Ebenfalls am Montag begonnen hat die systematische Testung an Schulen durch die Charité – an fünf Schulen sollten Testungsteams unter anderem Abstriche und Blutproben von jeweils 20 Schülerinnen und Schülern und fünf Angehörigen des Schulpersonals nehmen. Insgesamt sind systematische Testungen an 24 Schulen geplant – 12 Grundschulen, 12 weiterführende. Auch an 12 Kitas – eine in jedem Bezirk – sollen die Testungen durchgeführt werden. Geplanter Beginn ist Ende Juni, wenn für die Schulen die Sommerferien beginnen, allerdings steht für die Kitas noch eine Entscheidung der Ethikkommission aus. Auch die Schultests sind mit der heißen Nadel gestrickt: Bis zum Redaktionsschluss war nicht klar, ob an den fünf Schulen, an denen am Montag getestet werden sollte, überhaupt alle Kinder und Jugendlichen die Einverständniserklärung der Eltern mitbringen konnten.

Die Probanden sollen über ein Jahr im Abstand von etwa drei Monaten getestet werden, die Charité erhofft sich dadurch Erkenntnisse über das Infektionsgeschehen bei Kindern und Jugendlichen. Darüber hinaus nehmen 24 Schulen und 24 Kitas an einem sogenannten Screening teil; hier können sich auf freiwilliger Basis alle Beschäftigten ohne Symptome zu bestimmten Zeiten in der Charité testen lassen. Ein Sprecher der Senatskanzlei sagte am Montag, bis Freitag hätten das Angebot mehr als 50 Personen genutzt. Alle bei Schulen und Kitas Beschäftigten sollen sich außerdem laut Senat testen lassen dürfen, „wenn sie sich Sorgen machen“ – also bei Symptomen oder dem Verdacht auf Kontakt mit einer infizierten Person.

Wie berichtet gab es vergangene Woche an mehreren Schulen und Kitas bestätigte Covid-Fälle – genaue Auskünfte darüber, wie viele und in welchen Bezirken, stellt die Verwaltung allerdings nicht zur Verfügung. Ein Sprecher der Senatsschulverwaltung sagte am Montag lediglich, die Zahl der Infizierten an Berliner Schulen befinde sich aktuell „im ganz niedrigen zweistelligen Bereich“. Betroffen seien sowohl Schüler als auch Lehrkräfte, das Virus sei von außen in die Schulen gelangt. „In fast allen Schulen ist nur eine Person betroffen, Kontaktpersonen wurden negativ getestet, teilweise wurden Lerngruppen geschlossen, oder einzelne Kontaktpersonen kamen in Quarantäne“, sagte der Sprecher. Zu kompletten Schulschließungen sei es nicht gekommen.