So schlecht geht es Kindern und Jugendlichen in der Pandemie!
Psychischer Druck, Stress, Einsamkeit – die Jungen zahlen einen hohen Preis für Einschränkungen und Solidarität .

Bei einer Veranstaltung mit Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und Bundesjugendministerin Franziska Giffey (SPD) haben Jugendliche auf die psychischen Belastungen für ihre Altersgruppe im Corona-Lockdown aufmerksam gemacht. Mehrere Teilnehmer der „Jugendpolitiktage 2021“ in Berlin berichteten am Freitag über Stress und psychischen Druck in der Pandemie. Merkel sagte, in der aktuellen Situation seien viele „einfühlsame Pädagogen“ nötig.
Giffey stellte einen gestiegenen Bedarf bei Hilfemaßnahmen fest, das Kinder - und Jugendtelefon „Nummer gegen Kummer“ erhalte wesentlich mehr Anrufe als noch vor Beginn der Pandemie. Die Mittel seien deshalb aufgestockt worden, außerdem wurden die Zeiten der Erreichbarkeit der Nummer verlängert. Die 14 Millionen Jugendlichen in Deutschland seien jedoch keine „verlorene Generation“, betonte die Ministerin. Sie könnten vielmehr „stolz sein auf das, was sie geleistet haben“.
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Kinder und Jugendliche müssen viele Einschränkungen hinnehmen
Dennoch sind Kinder und Jugendliche noch immer weit entfernt von einem normalen Alltag und den Aussichten auf Verbesserung durch eine Impfung. Weder erleben sie einen normalen Unterricht, noch ein Studium mit Präsenzveranstaltungen. Vereinssport und Musikschulen unterliegen strengen Regeln, Ausgangsbeschränkungen und Kontaktreduzierung stellen Jugendliche in ein einmaligen und wichtigen Entwicklungsphasen vor große Herausforderungen.
Mehr Kinder und Jugendliche leiden unter psychischen Problemen: Die Corona-Pandemie habe die Situation noch ein Stück weit verschärft, sagte der Landesgeschäftsführer der Barmer Krankenkasse in Sachsen, Fabian Magerl. Allein im ersten Halbjahr 2020 stieg dort die Zahl der unter 25-Jährigen mit Psychotherapie gegenüber 2019 um fast sechs Prozent.
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Seit dem zweiten Lockdown im November 2020 seien die Anfragen zu einem Erstgespräch um mehr als 40 Prozent angestiegen, betonte die Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeutin Cornelia Metge. Isolation, Probleme mit der veränderten Schulstruktur und familiäre Konflikte stünden im Vordergrund.
Entwicklungsbedingt komme es bei Kindern häufig zu Veränderungen im Verhalten, erklärte Metge, die auch Vorsitzende des Ausschusses der Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeuten der Ostdeutschen Psychotherapeutenkammer (OPK) ist. „Wenn Eltern diese Veränderungen jedoch als sehr dramatisch wahrnehmen oder plötzlich feststellen, sollten sie hellhörig werden.“ Verstärkter Rückzug, plötzlich auftretendes trotziges oder aggressives Verhalten, ein veränderter Antrieb, neu auftretende Ängste, ein veränderter Schlafrhythmus oder starke Wandlungen im Essverhalten könnten Hinweise auf das Vorliegen einer psychischen Erkrankung sein. Dann sei der Rat eines Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeuten einzuholen.
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Merkel: sobald Impfstoffe zugelassen werden, sollen Jugendliche geimpft werden
Bundeskanzlerin Angela Merkel sagte mit Blick auf die für den Sommer geplanten Impfangebote für Jugendliche ab zwölf Jahren: „Wir werden alles daran setzen - in Abhängigkeit von den verfügbaren Impfdosen - diese Gruppe nicht aus den Augen zu verlieren.“ Sobald die Impfstoffe für Jugendliche zugelassen würden, werde zeitnah geimpft.
Als weitere Themen in der Diskussionsrunde kamen auch Beteiligungsmöglichkeiten für Jugendliche und Frauen, die Wahrnehmung der LGBTQ-Gemeinde in der Schule oder das umstrittene Flüchtlingslager Moria auf der griechischen Insel Lesbos zur Sprache. An den viertägigen„ Jugendpolitiktagen“, die vom Bundesfamilienministerium organisiert werden, nehmen insgesamt 550 junge Politikinteressierte teil.