Abiturprüfungen in Berlin : Schüler-Protest gegen Müllers Abi-Pläne
Viele Abiturienten wollen die Prüfungen ausfallen lassen und schreiben Brandbriefe an Schulsenatorin Sandra Scheeres.

Sie fühlen sich nicht ernst genommen, haben schlicht Angst vor Covid-19 und berichten von Coronafällen in ihren Familien. In emotionalen Briefen sprechen sich Berliner Schüler für die Absage der Abiturprüfungen aus. Doch der Regierende Michael Müller und Senatorin Scheeres (beide SPD) bleiben stur: Sie wollen die Prüfungen nach den Osterferien durchziehen.
Müller sagt: „Die, die sich in einem Übergang befinden von der Grund- in die Oberschule, die das MSA schreiben wollen, die das Abitur schreiben wollen, die müssen die Chance dazu haben.“ Der Start wäre am 20. April.
Bundesweit sei hier ein einheitliches Vorgehen nötig, so Müller. Bildungssenatorin Sandra Scheeres weicht da ungern ab. Aller Sorgen der Schülerschaft zum Trotz.
Erster Schüler hat Corona-Todesfall in der Familie
Das verstehen die Abiturienten am Sophie-Charlotte-Gymnasium in Charlottenburg nicht. Statt der Prüfungen sollten doch besser die Ergebnisse der letzten beiden Jahre als Abschlussnote gezählt werden. „Wer sich freiwillig noch verbessern möchte, kann das in einer Nachprüfung tun“, sagt Lilly Bartsch (18). Sie hat mit Mitschülern einen Brief an Scheeres verfasst: Lehrer aber auch Schüler, die beispielsweise an Asthma leiden, gehören zur Risikogruppe, heißt es darin.

„Bei einem Abiturienten unseres Jahrgangs kam es bereits zu einem Todesfall in der Familie durch den Virus und ein Elternteil liegt im Krankenhaus“, schreibt Lilly Bartsch. Abiturienten könnten Virusträger sein. Während den Prüfungen könnten die Abstandsregeln nicht einhalten werden. Die Pandemie habe den Jahrgang psychisch stark belastet.
Sie sagt: „Wir wollen uns nicht drücken. Ich habe Mitschüler, die in großen Familien und kleinen Wohnungen leben. Sie können sich nicht chancengleich vorbereiten – ohne Arbeitsplätze.“ Schüler Arthur Martin (18) von der Sophie-Scholl-Oberschule erklärt: „Manche Familien haben finanzielle Probleme bekommen. Man kann jetzt nicht prüfen.“ Der Senatorin schrieb er, wer den Verantwortung übernehme, wenn sich ein Schüler auf dem Weg zur Prüfung infiziere und stirbt? Eine Antwort auf die Frage bekam er noch nicht.
Berlins Landeselternsprecher Norman Heise sagt: „Ohne genügend Schutz kann es keine Prüfung geben.“