Eigentlich soll die erste Abiturprüfung am 20. April beginnen. Ob es wirklich soweit kommt, ist unklar.
Eigentlich soll die erste Abiturprüfung am 20. April beginnen. Ob es wirklich soweit kommt, ist unklar. Bild: imago stock&people

Sie fühlen sich nicht ernst genommen,  haben schlicht Angst  vor Covid-19 und berichten von  Coronafällen in ihren  Familien. In emotionalen Briefen sprechen sich Berliner  Schüler   für  die Absage  der  Abiturprüfungen aus. Doch der Regierende Michael Müller und Senatorin Scheeres (beide SPD) bleiben stur: Sie wollen die Prüfungen nach den Osterferien durchziehen.

Müller sagt: „Die, die sich in einem Übergang befinden von der Grund- in die Oberschule, die das MSA schreiben wollen, die das Abitur schreiben wollen, die müssen die Chance dazu haben.“ Der Start wäre am 20. April.

Bundesweit sei hier ein einheitliches Vorgehen nötig, so Müller. Bildungssenatorin Sandra Scheeres weicht da ungern ab. Aller Sorgen der Schülerschaft zum Trotz.

Erster Schüler hat Corona-Todesfall in der Familie

Das verstehen die Abiturienten am Sophie-Charlotte-Gymnasium in Charlottenburg nicht. Statt der  Prüfungen sollten doch besser die Ergebnisse der letzten beiden Jahre   als Abschlussnote gezählt werden. „Wer  sich freiwillig noch verbessern möchte, kann das in einer Nachprüfung tun“, sagt Lilly Bartsch (18). Sie hat mit Mitschülern einen Brief an Scheeres verfasst: Lehrer aber auch Schüler, die beispielsweise an Asthma leiden, gehören zur Risikogruppe, heißt es darin.

Schüler Arthur Martin (18) von der Sophie-Scholl-Oberschule in Schöneberg hat einen persönlichen 
Schüler Arthur Martin (18) von der Sophie-Scholl-Oberschule in Schöneberg hat einen persönlichen  Foto: privat

„Bei einem Abiturienten unseres Jahrgangs kam es bereits zu einem Todesfall in der Familie durch den Virus und ein Elternteil liegt im Krankenhaus“, schreibt Lilly Bartsch. Abiturienten könnten Virusträger sein. Während den Prüfungen könnten   die Abstandsregeln nicht  einhalten werden. Die Pandemie habe den Jahrgang psychisch stark belastet.

Sie sagt: „Wir wollen uns nicht drücken. Ich habe Mitschüler, die in großen Familien und kleinen Wohnungen leben. Sie können sich  nicht chancengleich vorbereiten – ohne Arbeitsplätze.“ Schüler Arthur Martin (18) von der Sophie-Scholl-Oberschule   erklärt: „Manche Familien haben   finanzielle Probleme bekommen. Man kann jetzt nicht prüfen.“ Der Senatorin schrieb er, wer den  Verantwortung übernehme, wenn sich ein Schüler auf dem Weg zur Prüfung infiziere und  stirbt? Eine Antwort   auf die Frage bekam er  noch nicht.

Berlins Landeselternsprecher  Norman Heise sagt: „Ohne genügend Schutz kann es  keine Prüfung geben.“