Beine von Kindern (Symbolfoto) 
Beine von Kindern (Symbolfoto)  Foto: Imago Images/Panorami

Supergirl löst zwar nicht Weltprobleme wie Hunger und Krieg. Aber dafür kann ihr Supergriff einen Fahrstuhl halten, wenn er fällt.  „Ihr Cape ist blau, sie ist superschlau, sie hat den Röntgenblick“, singt die Kreuzberger Liedermacherin Suli Puschban in einem Musikvideo, das sie mit Kita- und Grundschulkindern einstudierte.

Die Sängerin und Sozialpädagogin, die des Öfteren auf Festen der Linkspartei auftritt, ist auf Mitmach-Lieder für Kinder spezialisiert – ein Mix aus albernem KiKa-Gehopse und Rappergesten. Mit Projekten dieser Art verbringen Schulkinder besonders in Berlin viel wertvolle Unterrichtszeit. Beim Supergirl ist Gewalt okay, wenn sie sich gegen die Bösen richtet: „Mit dem Gesicht vom Bösewicht wischt sie den Boden auf. Wenn er muckt und zuckt und spuckt, dann springt sie noch mal drauf“, singt Puschban, während sie und die Kinder dazu in die Luft springen. Dass dies der guten Sache dient, zeigt die nächste Liedzeile: „Jetzt und alle Zeit: Sie ist stets bereit!“ Bei „bereit“  heben im Gleichschritt laufende Kinder die Hand über den Kopf.

Professorin kann keinen Pioniergruß erkennen

Assoziationen zum Gruß der DDR-Jung- und Thälmannpioniere liegen nahe. Der Gruß der Pionierorganisation lautete übrigens: „Für Frieden und Sozialismus – Seid bereit!“ Dann wurde zurückgeschrien: „Immer bereit!“ Einige Eltern regt das auf. Sie sprechen von Frühpolitisierung der Kinder. „Und außerdem kann man doch Kindern nicht beibringen, auf jemanden, der am Boden liegt, draufzutreten“, meint ein Vater aus Schöneberg, der auch die Bildsprache des Videos brutal findet. „Was macht das mit unseren Kindern, wenn das zum Alltag wird?“

Er schrieb an die Senatsschulverwaltung. Ihm antwortete eine Pädagogik-Professorin: Man müsse diese Textstelle im Kontext des gesamten Liedes sehen, in dem sie die Wirkung von Comicfiguren wie Batman haben soll. Die Professorin kann auch keinen Pioniergruß erkennen. Die Geste solle einen Scheinwerfer symbolisieren, schreibt sie.

Deren Vorgesetzte, Bildungsstaatssekretärin Beate Stoffers (SPD), musste auch antworten – auf eine Anfrage des FDP-Abgeordneten Marcel Luthe, der wissen wollte, „ob der im Zitat geschilderte Gewaltexzess“ dem Menschenbild der freiheitlich-demokratischen Grundordnung entspricht. „Es kann festgestellt werden, dass die Künstlerin mit ihrer kindgerechten Arbeit die Entwicklung der diskriminierungssensiblen Kindertagesstätte und Schule unterstützt“, so Stoffers’ Rückmeldung. Und da niemand die Absicht hat, Kinder politisch zu indoktrinieren, bekam auch der Vater von der Professorin den Rat: „Bitte vertrauen Sie auch weiterhin auf die Kompetenz der pädagogischen Fachkräfte.“