Dopingjäger mit Leidenschaft
Trauer um Werner Franke: Er brachte das DDR-Staats-Doping ans Licht und Jan Ulrich zu Fall
Werner Franke besorgte nach der Wende brisante Doping-Dokumente in der ehemaligen DDR. Jetzt ist er mit 82 Jahren gestorben.

Unerbittlich, unnachgiebig, geradeaus. Werner Franke wich nie zur Seite, wenn es um seine Sache ging. „Ich bin ein Getriebener und werde es immer bleiben“, sagte Deutschlands bekanntester Dopingjäger anlässlich seines 75. Geburtstags, jetzt ist der Molekularbiologe aus Heidelberg mit 82 Jahren gestorben. Das bestätigte sein Sohn dem ARD-Dopingexperten Hajo Seppelt.
Franke hatte es sich zur Aufgabe gemacht, gegen Unrecht im Sport zu kämpfen. Der weltweit geachtete Krebsforscher sah den Anti-Doping-Kampf, der ihn berühmt machte, dennoch als eine Art notwendiges Übel, das sein ausgeprägter Hang zu Gerechtigkeit ihm abverlangte.
Er rettet Dokumente aus NVA-Tresor in Bad Saarow
Gemeinsam mit seiner Frau Brigitte Franke-Berendonk engagierte sich der gebürtige Paderborner gegen Betrügereien, sein Meisterstück lieferte das Paar kurz nach der Wiedervereinigung. Sie schleusten hochbrisante Dokumente aus dem Tresorraum der Nationalen Volksarmee in Bad Saarow, bevor die Papiere im Reißwolf landeten.
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Die „vertraulichen Verschlusssachen“ in den Händen der „ehrenwerten und gewissenhaften Quälgeister“ (FAZ) brachten das Staatsdoping der DDR ans Licht, 1991 aufgeschlüsselt in dem weltweit beachteten Buch „Doping-Dokumente“.
Jan Ulrichs tiefer Fall
Die DDR-Spitzenfunktionäre Manfred Ewald und Manfred Höppner erhielten in den Berliner Prozessen 1999/2000 Geldbußen und Bewährungsstrafen, Berendonk/Franke mussten sich allein in dieser Zeit in insgesamt zwölf Zivil- und zehn Strafprozessen zur Wehr setzen. Franke gewann später auch einen vierjährigen Prozessmarathon gegen Radprofi Jan Ullrich, dessen tiefen Fall er maßgeblich beschleunigte.
Die mangelnde Aufarbeitung des Dopingsystems in Westdeutschland von Sport und Politik erboste ihn: „Da ist nichts! Im Gegenteil, da ist immer noch Verhinderung. Bis heute will niemand was wissen, niemand will es wahrhaben.“
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Der Biologe erhielt 2004 das Bundesverdienstkreuz für seinen Kampf gegen Doping, trotz immenser Widerstände aus dem Sport. Später beriet Franke, der auch zahlreichen zu Unrecht angeklagten Athleten zur Seite stand, unter anderem den Dopingopfer-Hilfe-Verein (DOH), dem er auch sein akribisch geführtes Archiv zur Verfügung stellte.
Vermächtnis im Anti-Doping Kampf
Später ging er auf Distanz. Er warf den DOH-Verantwortlichen unter anderem vor, ehemalige Sportler trotz unzureichender Nachweisverfahren als Dopingopfer anzuerkennen. Die Auseinandersetzung eskalierte 2019, als Franke vor einer Presserunde des Vereins in Berlin der Zutritt verwehrt wurde. „Es tut mir in der Seele weh. Werner Franke hat viel für den Verein getan“, sagte danach der DOH-Vorsitzende und Sportrechtsexperte Michael Lehner.
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Franke hat ein Vermächtnis hinterlassen, nicht nur im Anti-Doping-Kampf. „Wenn ich in der Grube liege, und das ist ja gar nicht mehr so weit hin, tragen immer noch Proteine und Gene, die ich entdeckt habe, den Namen, den ich ihnen geben durfte“, sagte Franke vor Jahren: „Das stellt mich zufrieden.“